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FTHC

Es gibt wohl kaum einen Künstler, der weltweit so oft auf irgendeiner Bühne zu finden ist, wie Frank Turner, außer vielleicht der deutlich ältere Bob Dylan. Meist begleitet von seinen „Sleeping Souls“, manchmal Solo (wie Dylan zu Beginn seiner Karriere) oder mit seiner Hobby-Band „Möngöl Hörde“. Dem rastlosen Folk-Punk-Rocker dürfte die Zwangspause daher vielleicht noch schwerer gefallen sein, als allen anderen Gauklern. Mit der Arbeit an „FTHC“ hat er die Zeit aber sinnvoll genutzt, und an einem Nachfolger seiner Konzept-Platte „No Man´s Land“ gearbeitet.

Lautes Heavy-Metall-Gebrüll und Gitarrenriffs eröffnen „Non Serviam“. Eher ungewöhnlich aus dem Hause Turner, insbesondere nach den letzten eher ruhigeren CDs. Ein wenig scheint es, als wäre es ein Überbleibsel seines Nebenprojektes. Intro und Strophe von „The Gathering“ sind auch ungewohnt hart, im Refrain kommen dann aber die gewohnten Klänge durch. In „Haven´t Been Doing So Well“ erleben die Hörenden dann wieder die Töne, die man vom Frontmann und seiner Truppe gewohnt ist – melodiös-folkige Sounds mit leichten Punk-Anleihen.

Bei „Miranda“ widmet sich der Sänger auf autobiografische Weise der LGBTQ-Thematik. „My Father Is Called Miranda These Days, She’s A Proud Transgender Woman, And My Resentment Has Started To Fade, Because It Was Never About Who She Was“ sind die ersten Zeilen der ruhigen Nummer, in der er die Entfremdung und den angestauten Groll zwischen und die späte Wieder-Annäherung von Vater und Sohn beschreibt. Insbesondere bei diesem Lied lohnt sich der Blick in das Cover, um den Text vollständig zu verstehen. „The Resurrectionists“ bietet wieder den klassischen Stil, und könnte sich unbemerkt auf sein Über-Album „Love, Ire And Song“ mogeln.

Basslastig beginnt der Spoken-Word Abschied an seine Heimatstadt London „Farewell To My City“. Etwas später setzt eine laut schrammelnde Gitarre ein, was aus den gesprochenen zunehmend schreiende und wütende Worte werden lässt. Ganz zum Schluss kommen dann versöhnlich gesungene Töne, in denen der Musiker seine Entscheidung gegen die Big City und zum Wechsel an die Küste erklärt. Dass er seine Wurzeln aber nicht verleugnet, macht er zum Abschluss noch einmal mit dem leicht abgewandelten Eigen-Zitat „London, You Can Keep My Bones“ deutlich.

Was bleibt nach knapp 45 Minuten? Frank Turner setzt auf „FTHC“ wesentlich mehr auf die härtere Gangart, gleichzeitig hat er seine Roots nicht verlassen und liefert melodische Hits. Auf diese kann man sich auf der anstehenden „The Never Ending Tour Of Everywhere“ freuen. Bei dem Motto muss man unweigerlich an den bereits oben erwähnten Kollegen denken, der fast 30 Jahre unter einem fast identischen Titel auf Konzertreise war. Mal sehen, wie lange sein jüngerer Mitstreiter durchhält. Mit dieser Scheibe hat er auf jeden Fall großartiges Material für intensive und tanzbare Konzerte vorgelegt.

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