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The Kingdom Field

Düster Metal–Bands mit elfenhaftem Gehauche am Mikrofon gibt es wie Sand am Meer. Weibliche Indie-Künstler mit einem intellektuellen Grundanspruch, die gern von der Zerstörung der Welt singen – wie Sand am Meer. Pseudodöseliger Postrock mit Joy Division-Anleihen? Sand am Meer.
Wenn aber nun Prophecy Productions eine Band signen, auf die irgendwie all diese Charakteristika zutreffen, dann darf man dennoch ein Ohr riskieren.

Und wie nicht anders zu erwarten ist die Debut-EP von Jayn Wissenberg a.k.a. Darkher zwar postrockiger Düsterkram, aber dennoch ist das absolut überzeugend, und nicht nur das: dunkle, schwermütige Musik war schon lange nicht mehr so spannend. Man macht nicht vor bestimmten Regeln halt, sondern packt alles in die Stücke hinein, das dunkle Freude bereitet und Atmosphäre schafft.

So ist zum Beispiel das langgezogene ‚Foregone‘ der erste Song seit langer Zeit, der einem Vergleich mit Massive Attack’s ‚Angel‘ absolut standhält. Lange, monotone Gitarren die über die unendliche Wiederholung mehrerer Töne eine geradezu grotesk wirkende Hypnotik entwickeln verbinden sich mit Jayns Gesang vom Chelsea Wolfe-Typ „steht im Nebenzimmer“: entfernt, leicht gruselig, mitreißend, aber nicht vordergründig und aufdringlich.

‚Hung‘ dagegen erinnert eher an die typischen Singer-Songwriter-Vertreter Marke Joanna Newsom, ein sanftes Cello begleitet eine Anathemaeske Gitarre von nachhaltiger Eintönigkeit.

Die Musik auf dieser EP ist wunderschön und verzaubernd, aber nicht kitschig; entrückt und träumerisch, aber nicht mit irgendwelchem naturmystischem Geschwurbel versetzt: Darkher liefert mit diesen 22 Minuten und lässt einen hoffnungsvoll zurück, bald mehr von dieser wunderbaren Dame zu hören – nächstes Jahr erscheint dann das Debütalbum.

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