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Sittin‘ By The Road

Jim Morrison. Amy Winehouse. Elvis Presley. Kurt Cobain. Dimebag Darell. John Lennon. Janis Joplin. Jimi Hendrix. Die wahren, unsterblichen Musiker-Legenden bleiben oft jene, die zu früh und unter tragischen Umständen starben. Der 1989 ermordete Folk-Country-Musiker Blaze Foley war so einer. Auch wenn er bei weitem nicht die Bekanntheit der oben genannten erlangte, war der Mann vor allem eins: Ein absoluter Nonkonformist, dem seine Art zu leben wichtiger war als alles andere. Als Singer-Songwriter lebte der Texaner ohne Obdach, schlief bei Freunden und in den Clubs, in denen er auftrat. Er setzte sich nicht nur mit seinen Songs für die Schwachen in der Gesellschaft ein, sondern machte auch sonst seinen Mund auf. 1989 wurde er mit knapp 40 Jahren erschossen. Erst posthum wurde er mit seinen authentischen Songs zu einem Geheimtipp. In Europa waren seine Alben bisher oft nur als teurer Import erhältlich, nun erscheint das in den USA bereits 2010 veröffentlichte Album „Sittin‘ By The Road‘ beim deutschen Label Elite Records erstmals als Vinyl. Die Aufnahmen stammen aus den 70er Jahren und wurden von Foley in Eigenregie mit einem einfachen Tonbandgerät aufgezeichnet. Erfreulicherweise wurde der neuen Veröffentlichung auch ein neues Album-Cover verliehen. Die einzige Entschuldigung für die Entgleisung des Original-Cover-Artworks wäre, daß Foley es selbst gemalt hat. Aber zum Album.

Die Lo-Fi-Produktion steht den charmanten, ungeschönten Folk-Songs sehr gut zu Gesicht. Foleys Stimme mit minimalen Hall-Effekten und seine Akustik-Gitarre. Mehr nicht. Aber mehr braucht es auch nicht. Höchstens noch ‚Big Cheeseburgers & Good French Fries‘, wie Foley zum Albumauftakt eindeutig autobiographisch und eifrig bekennt:

„I like to drink beer, hang out in bars. Don’t like busses, and I don’t like cars. Don’t like president, don’t like stars. Never had stitches, but I do got scars. Might just be stupid to you. Don’t seem that crazy to me. Well it shouldn’t be a bothering you.“

Die meist melancholischen Singer-Songwriter-Songs oszillieren zwischen Folk, Country und Blues, wie bei ‚Slow Boat To China‘. Neben Anekdoten aus seinem bescheidenen Alltag (‚Sittin‘ By The Road‘, ‚Cold, Cold World‘, ‚Fat Boy‘) und schaurig-traurigen Liebesliedern (‚The Way You Smile‘, ‚Faded Loves and Memories‘) besang Foley aber auch mit satirischer Sicht seine Meinung zu politischen Themen (‚Election Day‘). Auch die Wehmut und große Sehnsüchte kommen in den ungeschliffenen Diamanten von Songs immer wieder durch (‚If I Could Only Fly‘) – man darf sich fragen, ob Foley ein glücklicher Mann war. Sicherlich war er ein emotionaler Mann. Ein ehrlicher Mann. Und ein Poet von einem Singer-Songwriter. Wen die Person des hierzulande weitgehend unbekannten Musikers interessiert, dürfte die leider nur als US-Import erhältliche, preisgekrönte Dokumentation „Duct Tape Messiah“ über einen Mann begeistern, der in einem Baumhaus geboren wurde und in der Küche eines Freundes erschossen wurde. Auch wenn die Anerkennung für seine Musik spät kommt. Foley gehört inzwischen absolut berechtigt zum Club der unsterblichen Legenden. Vermutlich hätte er es gehasst.

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