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The Nightmare Of Being

At The Gates ist eine dieser Bands, deren Legendenstatus von so gut wie jedem Metaller anerkannt wird. Das 95’er Album „Slaughter Of The Soul“ gilt zurecht als eines der besten Metalalben aller Zeiten und ist für hunderte, wenn nicht tausende Bands Referenz, Einfluß, Wegweiser und Gradmesser.

Vielleicht hat die lange Pause nach diesem Album der Band gut getan, der Abstand war groß genug, um die neuzeitlicheren Werke für sich selbst sprechen lassen zu können. Und At The Gates haben 2014 und 2018 mit „At War With Reality“ und „To Drink From The Night Itself“ zwei erstklassige Melodic Death Metal – Alben veröffentlicht, die den klassischen 90er Jahre-Sound der Band leicht modernisiert wieder aufgenommen haben. Beide Alben waren sehr gut und so hätte man erwarten können, dass weitere drei Jahre später „The Nightmare Of Being“ die typische At The Gates-Stilistik genau so weiterführt.

Nun, das tut „The Nightmare Of Being“ auch. Aber nicht nur. Songs wie „The Paradox“ mit den treibenden Gitarren klingen beim ersten Hören, nach typischen At The Gates. Aber es haben sich über das gesamte Album gesehen jede Menge kleine und größere Neuerungen eingeschlichen. So treten bei „The Paradox“ im Song akustische Gitarren und Hintergrundkeyboards auf – und diese werden sich noch häufiger beim weiteren Hören bemerkbar machen. Alle Gitarren sind noch einen Tick melodischer, es gibt diverse melancholische Passagen – gipfelnd im mit Chören, Streichern, Keyboards und weiblichen Stimmen ausufernd symphonisch daherkommenden „The Fall Into Time“.

Natürlich gibt es hier und da auch den typisch rasenden Death Metal, den At The Gates bis zur Unkopierbarkeit hin perfektioniert haben, insgesamt ist das Album aber in jeder Hinsicht höchst abwechslungsreich. Die Gitarren von „The Abstract Enthroned“ erinnern dabei gar eher an „With Fear I Kiss The Burning Darkness“. Insgesamt ist die Komplexität des Songwritings und somit des gesamten Albums absolut erstaunlich, wenn man sie mit den letzten Alben vergleicht – man tendiert eher wieder zur Progressivität der frühen Werke.

Es scheint, als hätten At The Gates das Gefühl gehabt, an einem Scheideweg zu stehen und etwas Neues machen zu müssen. Es wäre sicherlich ein Leichtes gewesen, den versteckt vorhandenen -core-Aspekt ihrer Musik nach vorne zu stellen, nur noch auf Rhythmus und Gekreisch zu gehen und es hätte vermutlich gepasst. Lindberg & Co. haben aber offensichtlich entschieden, sich lieber zurück  in die progressivere Ecke des Death Metals zu bewegen, also eher hin in Richtung Dark Tranquillity denn hin in Richtung The Black Dahlia Murder. Gut so!

„The Nightmare Of Being“ ist düster, aggressiv, melancholisch, brutal, eingängig, progressiv, komplex, schnell, langsam – kurzum: das mit Abstand ausgereifteste und technisch beste Album der Bandgeschichte. Das wird am Legendenstatus von „Slaughter Of The Soul“ nichts ändern, beweist aber, dass auch 2021 At The Gates noch immer die absolute Referenz sind.

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