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EXTRABREIT – Hotel Monopol (Re-Release)

„Geliebt, gehasst, verachtet, wir sind alles das gewohnt!“

Wohl dem, der so selbstironisch auf seine Karriere blicken kann. Es gibt vermutlich kaum eine Kapelle in Deutschland, die eine dermaßen wechselhafte Geschichte hinter sich hat, wie die Männer von Extrabreit. Riesenerfolge zu Beginn und Mitte der 80er, mehrfache Umbesetzungen, Neustart und erneute Charterfolge, Auflösung 1998, und ein zunächst nur wenig beachteter Re-Start 2002. Seit mehr als 20 Jahren (und damit die allerlängste Zeit am Stück) sind die Jungs um die Masterminds Kai Havaii und Stefan Kleinkrieg wieder am Start, und feiern insbesondere auf ihrer jährlichen Weihnachts-Blitz-Tour große Erfolge. Letztes Jahr hat Gitarrist Kleinkrieg anlässlich seiner Solo-Scheibe „Die Sonne scheint für alle“ uns im Interview erzählt, dass die Breiten dabei sind, ihre alten Longplayer zumindest auch digital wieder zur Verfügung zu stellen. Nun legen sie mit „Hotel Monopol“ – pünktlich zum 30. Geburtstag der Platte – nicht nur einen Stream vor, nein, sie veröffentlichen die Scheibe frisch aufpoliert erstmalig auf Vinyl (und natürlich auch auf CD).

Los geht es mit dem eingedeutschten REM-Cover „Das Ende der Welt“, das direkt die Marschroute und den typischen Sound (mal abgesehen vom englischen Album „Sex After 3 Years in Submarine“) der Hagener Truppe klarmacht: gradlinige Gitarren-Riffs, fast immer auf der Grenze zwischen Rock’n’Roll und Punk, garniert mit feinem Wortwitz (meist) von Herrn Havaii (Beispiel gefällig? „Da war deine Fahne länger als das Werk von Karl May“ aus „Mein Gott Rita“). So geht es auf insgesamt 13 Liedern nahezu durchgehend weiter, ob „All die schönen Frauen“ oder „Baby, ich sinke“. Etwas düsterer wird es dann bei „Die endlose See“, zum Ende der ersten Hälfte.

Bei „Stoßgebet“ und „So wie du“ darf Kleinkrieg (nach dem Seitenwechsel der Vinyl) für jeweils drei Minuten das Mikro übernehmen, um in bester Keith-Richards-Manier seinen Sanges-Beitrag zu leisten. Dass sie auch ruhig können, zeigen sie mit der wunderbaren Ballade „Lass es regnen“ kurz vorm Ende.

Highlight (und bis heute bei jedem Konzert im Programm) ist der bislang letzte Single-Chart-Erfolg „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, das es gleich zweimal auf „Hotel Monopol“ geschafft hat: im ersten Drittel in der reinen Band-Version, und zum Abschluss (und um genau zu sein als Track 14) in einer Duett-Version mit der großen Hildegard Knef, die sich nicht zu fein war, ihren eigenen Chanson in eine Rock-Version zu kleiden.

Wie üblich bei Wiederveröffentlichungen stellt sich die Frage, ob man unbedingt zuschlagen soll. Abgesehen von den Liner-Notes ist zumindest die CD wie das Original, und wer das hat, darf sich zumindest auf einen neu gemasterten Klang freuen. Alle anderen Extrabreit-Sympathisanten sollten hier auf jeden Fall zuschlagen: Entweder, um die Lücke in der Diskographie zu schließen, oder um sich ein einfach gut gealtertes Stück deutscher Rockmusik ins Regal zu stellen. Bleibt zum Schluss noch der fromme Wunsch, dass sich vielleicht passend zum 30. Geburtstag ein paar Nummern von „Hotel Monopol“ ins diesjährige Live-Programm schleichen.

Note: 2

Wir sprachen mit Gitarrist St. Kleinkrieg über die lange Karriere der Breiten, die Hintergründe zu „Hotel Monopol“ und was in diesem Jahr noch ansteht in einem ausführlichen Interview, das Ihr hier nachlesen könnt.

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