Farm Machine

Die finnischen Bluegrass-Hillbillies Steve ’n‘ Seagulls waren bis anhin vornehmlich ein Youtube-Phänomen. Mit ihren sympathischen Cover-Versionen bekannter Hardrock- und Metalklassiker (ganze 11 Millionen klickten ihre Hochgeschwindigkeits-Banjo-Version von AC/DC’s ‚Thunderstruck‘ an) haben sie es zu Web 2.0 Ruhm gebracht. Und die hat ihnen nun einen Plattendeal für das treffenderweise „Farm Machine“ getaufte Debüt-Album verschafft. Und den haben sich die fünf Herren mit Fuchsschwanz und Latzhose redlich verdient. Die musikalischen Fähigkeiten sind über jeden Zweifel erhaben und lassen Fans der Metal-Versionen begeistert im Country-Sound mitrocken – oder zumindest anerkennend schmunzelnd. Neben der Beherrschung ihrer Instrumente im Schlaf trägt natürlich die Auswahl der Songs einen entscheidenden Anteil am Erfolg – der Wiedererkennungswert der Klassiker ist trotz teils starker Verfremdung durch das völlig andere Instrumentarium immer gegeben. Selbst falls die Jungs nur aus eigener Verehrung ihre liebsten Metal- und Hardrock-Hymnen neu interpretiert haben sollten, clever war es dennoch. ‚Thunderstruck‘ von AC/DC, ‚Paradise City‘ von Guns ’n‘ Roses, ‚The Trooper‘ und ‚Run To The Hills‘ von Iron Maiden, ‚Holy Diver‘ von Dio und ‚Nothing Else Matters‘ und ‚Seek and Destroy‘ von Metallica kennt schlicht jeder, der nur im entferntesten etwas mit Rockmusik anfangen kann. Wenn in Latzhose und Fellmütze mit Akkordeon, Banjo, Mandoline und Löffelkastagnetten abgerockt wird, muss der Rockmusik-Fan, der etwas auf sich hält, einfach mitgehen. Und selbst wenn Sänger Remmel einen wirklich starken finnischen Akzent hat und nicht jedes einzelne Hit-Cover (Rammsteins ‚Ich Will‘ könnte man auch als unfreiwillig komisch bezeichnen) jeden Fan vollstens überzeugen wird: In der Summe ist „Farm Machine“ ein sehr erfrischendes, musikalisch hochklassiges Coveralbum. Erfrischend vor allem auch wegen der Herkunft der fünf Jungs aus dem hohen Norden, die ihre Begeisterung mit einer sympathischen Mischung aus witziger Selbstironie, finnischer Folklore und technischem Können zelebrieren. Yiiiihaaaa!

DanielF

Harte Schale, weicher Kern. Chefredakteur und -metalhead in Personalunion und im "Nebenberuf" Sozialarbeiter, geht Daniels Geschmack von chilligem Americana (Cracker) bis zu kauzigem Indie-Rock (Eels), von klassischem Thrash (Metallica, Megadeth) bis modernem Death Metal (Deserted Fear), von opulent-schrägem Prog-Rock (Opeth, Gojira, Pervy Perkin) bis zu heftigstem Brutal Death Metal (Defeated Sanity, Wormed), von Bluesrock (Gary Moore, Anthony Gomes) bis Classic Rock (Alice Cooper, Queen) - um nur einen Teil zu nennen. Zudem hat er seit den frühen Neunziger Jahren ein leidenschafliches Faible für christliche Rockmusik in genau dieser stilistischen Bandbreite. 

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