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Faceless Insanity

Speyer, Kaiserslautern und Bruchsal sind die Kernzentren von Entorx, die nach knapp sieben Jahren nun endlich das Zweitlingswerk „Faceless Insanity“ veröffentlichen und dabei eine amtliche, angeschwärzte Prog Death/Thrash-Keule schwingen.

Das in Eigenregie produzierte Album der 2009 gegründeten Band, die 2013 ihr erstes Album „Broken Ways“ veröffentlichte und sogar mit dem „Kill Your Brain Fest“ ihr eigenes Festival hat sowie Supportshows für Größen wie Disbelief und Vader spielte, zeigt die Südwestdeutschen in großartiger Form und verpackt das Thema des Albums, menschliches wie mentales Versagen sowie verschiedene psychische Erkrankungen, in entsprechend wahnwitzige Kompositionen.

Die „Overture – Condemnation“ zu Beginn startet mit atmosphärischen Regen- und Gewitterklängen sowie melancholischen Pianolinien, dazu gibt es intensive Sätze aus US-amerikanischen Pressekonferenzen zu Gefangenenlager und Folter durch Waterboarding. Sehr ergreifend! Mit „Black Dawn“ folgt dann ein Stück, das deutlich Richtung Black Metal blickt und besonders von den Screams sowie der starken Melodieführung in der Gitarrenarbeit lebt. 

„Hypocritical Faith“ setzt auf starke Melodeath-Gitarrenleads und beginnt mit  amtlichen Pigsqueals, durch den Klargesang entsteht hier ein richtiger Hit, kein Wunder also, dass die Band diesen Song als erste Single auserkoren hat. „PTSD“ zeigt sich thrashig und überzeugt mit einem fast schon beschwingten Rhythmus, der mit dem folgenden Zwischenstück „Isolation“ einen spannenden Kontrast liefert und eine fast schon psychotische Note inne hat.

Bei „Madness Unchained“wird wieder angeschwärzt melodiös gebolzt, mit „Paranoid Conspiracy“ der Nacken extrem beansprucht, während  „Morbid Rage“ fast schon tanzbar ist und einen großartigen, noch tanzbareren Semi-Akkustikteil beinhaltet. 

Das abschließende „Doomed“ drosselt entsprechend dem Titel die Geschwindigkeit und zermalmt zäh jeglichen Widerstand. Trotz der gehobenen Länge zeigen Entorx auch hier ihre kompositorische Klasse und beweisen durch geschickt eingesetzte ruhige Passagen ein Händchen für spannende Songstrukturen und Abwechslung. Keine bittere Pille (kleiner Wortwitz zum inhaltlichen Thema des Albums) ist die Neuauflage des Klassikers „Death Machine“.

Das Zusammenspiel vom extrem abwechslungsreiche Gesang von klassischem Growling, geisterhaften Hypocrisy-Schreien, Klargesang bis hin zu Black Metal-Screams über die komplexe, melodische Gitarrenarbeit, dem variablen Bass und dem antreibenden Drumming verpackt in einer transparenten, druckvollen Produktion erschafft so ein extrem abwechslungsreiches Album, das über die Dauer sich weder wiederholt noch monoton wird. Die lange Entstehungsphase ist dadurch hörbar, doch bitte lasst nicht wieder so viel Zeit ins Land ziehen bis Album Nummer 3 kommt.

 

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