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F.E.A.R.

Am Anfang ist der Synthesizer. Hibbelig, schmissig wabert er sich zusammen mit Bass und Schlagzeug aus dem Tiefpass-Filter durch den Hochpassfilter ins Fill-In – und dann geht es richtig los, mit fetzigem Riff, feschem Beat und putzmunterem Jacoby Shaddix.

I will face everything and rise/ never gonna quit until i die/ angels keep falling from the sky/ take the broken wings and learn to fly

– das klingt nach einer Kampfansage, Broken Home war gestern. Papa Roach krempeln die Ärmel hoch.

Denkste. Nein, Papa Roach sind noch immer die Alten. Wäre auch seltsam, wenn die Band von gestern auf heute alles vergisst, was in der Vergangenheit vorfiel. Wenn Shaddix mit einem Mal über Sonnenschein und Blümchen und Bienchen sänge. Skeletons, der zweite Track, ist schon wesentlich melancholischer und spätestens das dritte Lied ‚Broken As Me‘ spielt eindeutig in der Liga ‚Broken Home‘:

‚I will forgive, forget / Cause I know that it will set me free / But all that’s left is the emptiness inside of me / Your murdered heart broke my trust / And watched me fade away / Now I see – Now I see / That you’re just as broken as me‘

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Papa Roach ist noch immer Jacoby Shaddix‘ Therapie, das Ventil, mit dem er seine Vergangenheit verarbeitet und Menschen, die ähnliche Probleme mit ihren Eltern haben, Gehör und im gewissem Maße auch Geborgenheit verschafft. Eine Band zum Identifizieren, die den Alltag manchmal ein Stück leichter macht.

Und auch wenn Face Everything And Rise ansonsten keine großen Überraschungen bietet, findet sich in der Mitte des Albums doch zumindest ein Ausreißer aus dem musikalischen Konzept wieder – für ‚Gravity‘ haben Papa Roach sich Maria Brink von In This Moment mit ins Boot geholt, die ähnlich wie Shaddix, selber Einiges aus ihrer Jugend zu verarbeiten hat. Musikalisch ergänzen sich die Beiden super in diesem eher Rap-dominierten Song, auch wenn es schwer fällt ihn irgendwie zu genießen. Nicht, dass das Leid eines Einzelnen weniger schwer wöge, aber wenn zwei Musiker gemeinsam in einem Lied die Probleme mit ihren Vätern verarbeiten, erreicht das Ganze schnell eine andere Dimension, als ein ‚gewöhnlicher‘ Papa Roach-Song – und vermutlich vermittelt dieser eine Track jenen Menschen mit ähnlichen Schicksalen noch viel stärker, dass sie nicht alleine sind sowie letztendlich auch, dass mindestens zwei Jugendliche mit massiven familiären Problemen nicht aufgaben, sondern weitergemacht, gekämpft haben und schließlich ein lebenswertes Leben leben, auch wenn die Jugend immer im Gedächtnis bleibt.

Das Ende des Albums beschließen dann drei positivere Songs. Von schöner, heiler Welt war wohl noch nie die Rede im Hause Papa Roach, aber Titel wie ‚Warriors‘ und ‚Hope for the Hopeless‘ sprechen für sich.

Alles in allem ist F.E.A.R ein typisches Papa Roach-Album. Auch mit, oder vor allem wegen der bekannten Gastsängerin ist die Zielgruppe der Texte nach wie vor dieselbe und musikalisch hat sich ebenfalls nicht viel geändert. Das macht die Musik qualitativ keinesfalls schlechter – aber auch nicht besser als auf den Vorgängeralben.

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