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Engines Of Gravity

Ex-Threshold-Gitarrist Pete Morten hat mit seinem neuen Projekt My Soliloquy in Form von „Engines Of Gravity“ sein zweites Album eingezimmert, das in der Schnittmenge von melodischem Progmetal im Stile von, nun ja, Threshold oder alten Dream Theater und typisch britischem Neoprog liegt. Im Vergleich zu den Ex-Kollegen agiert Morten deutlich weniger heavy, dafür dürfte speziell das letzte IQ-Werk „The Road Of Bones“ im Hause Morten ein vielgespieltes Album sein.

Natürlich, „Engines Of Gravity“ haut den Hörer beileibe nicht so vom Hocker wie „The Road Of Bones“, da fehlt dann doch die langjährige Erfahrung von Mike Holmes‘ Gang, aber wenn man das Album nicht mit einem der unangefochtenen Topacts der Szene vergleicht, sondern mit anderen Newcomern, kann man für die Zielgruppe durchaus ein Antesten empfehlen. Die Mixtur aus eingängigen, rockigen Songs wie ‚Fire In The Blood‘ und epischen Prog-Abfahrten wie ‚The Progenitor‘ ist schön stimmig, die Melodielinien durchaus angenehm, wenn sich auch zugegebenermaßen aufs erste Hören nur wenig festsetzen kann. Das ist aber ehedem eine typische Prog-Krankheit und dürfte für Underground-Spezis somit kaum einen Hinderungsgrund darstellen.

Die einzige – aber offen gesagt, ähem, gravierende Schwierigkeit ist, daß „Engines Of Gravity“ eben kein Bandalbum ist. Abgesehen von den Drums, für die angeblich ein gewisser Damian Roots verantwortlich sein soll, die aber schwerst nach mitteloriginell progammiertem Drumcomputer klingen, hat Pete nämlich alle Instrumente selbst eingespielt – und das sollte man im Prinzip einfach nur dann machen, wenn man Steven Wilson, Mike Oldfield, Prince oder Stevie Wonder heißt. So fehlen vorliegendem Album leider auch die kreativen Eigenheiten, die sich am Besten in einem Proberaum oder gar in einer Livesituation entwickeln. Morten ist auch ein durchaus talentierter Sänger, der, falls man sich das vorstellen kann, zwischen einem weniger aggressiven Bruce Dickinson und Peter Nicholls liegt, aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß feeling-technisch auch hier noch mehr drin gewesen wäre, hätte er sich mehr aus der Komfortzone bewegt. Im Prinzip wirkt das Album ein wenig wie eine Vorproduktion oder ein Songwritingdemo, aus dem nun eine „echte“ Band und ein professioneller Produzent einen Diamanten schleifen müssten.

Natürlich ist „Engines Of Gravity“ kein schlechtes Album – im Gegenteil, es finden sich jede Menge toller Ideen und Ansätze, die sich aber durch die einseitige Perspektive nie so richtig entfalten, wie sie es verdient hätten. Pete Morten sollte sich einfach eine Band suchen, deren Einfluss zulassen, sich mit seinen Kumpanen den Arsch abtouren – dann wird das nächste Album mit Sicherheit ein ohne Umschweife empfehlenswertes Sahnestückchen. Solange könnt Ihr das vorliegende Album bei Just For Kicks bestellen.

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