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Dogs and Men

Wer ist eigentlich Sophie Auster? Eine junge Sängerin, Mitte Zwanzig mit ziemlich berühmten Eltern. Oder eine amerikanische Jazzsängerin mit Fabel für französischen Chanson. Egal, wie man Sophie beschreiben möchte, es lässt sich doch kaum sagen, was sie wirklich ausmacht. Das liegt ganz einfach daran, dass der Sprössling von Paul Auster und Siri Hustvedt mit ihrer Musik mindestens genauso viel Farbe zeigt wie ein Chamäleon. Irgendwie bleibt ihre Musik ein Mysterium und sie dahinter die Frau mit der eisernen Maske. Mit zarten 18 brachte Sie ihr Debüt-Album raus, und abgesehen von ihrer markanten Stimme ist herzlich wenig übrig geblieben, was ihren Stil definieren würde. Fast zehn Jahre späte nun also das nächste Lebenszeichen, sieht man einmal von einer vor zwei Jahren erschienenen EP ab. ‚Dogs and Men‘ überrascht nicht lediglich, es lässt einen fast sprachlos zurück, so unergründlich scheint die Sängerin.

Aber mal langsam. Da sind die Standardthemen, der Herzschmerz, die Liebe, das Leiden. Sophie Auster hat doch die gleichen Probleme wie jeder andere und fragt sich, wie das männliche Geschlecht so tickt. Die Lyrics enthalten eine Menge blumige Sprache. Das Schriftsteller-Gen ihrer Eltern spricht gerade aus den Texten, die in der dritten Person verfasst sind und Geschichten erzählen, die in den Bann ziehen (‚Find That Girl‘). Sie ist besessen, sie ist verliebt, sie ist am Boden zerstört und alles erzählt sie in einer angenehm persönlichen Art und Weise, die einen sofort verstehen lässt. Woraus man hingegen eher weniger schlau wird, ist die eigentliche Musik.

Madame Auster kann Jazz, sie kann Pop, Country, Blues und Rock. Ihre Stimme brilliert zwischen den verschiedenen Stilen. Perfekt und ohne Makel. Doch so nachvollziehbar ihre Texte auch sein mögen: Die Singer-Songwriterin distanziert sich dadurch ein gutes Stück vom Hörer. Es fehlt das Gefühl, es fehlt das Rohe und Raue, die Leichtigkeit. Sie ist so nah und doch so fern. Wenn die dritte Zäsur im dritten Song kommt und mit ausgeklügelten musikalischen Konzepten erneut überraschen soll, ist man es langsam leid, dass sie nicht einfach bei einem Stil bleibt. Country-Gitarren in ‚AKA‘, bluesiger Stil in ‚Our Mistake‘, dann die Pop-Prinzessinnen-Attitüde in ‚Bad Manners‘ – alles keine schlechten Songs, nur wirkt ihr großer Stilmix, als hätte sie ein Album voller All-Time-Favourites aufgenommen. Eines soll aber doch deutlich gemacht werden: Sophie Auster ist eine gnadenlose Jazzerin. Wenn sie zart ihre Stimme in ‚Little Bird‘ über den stetigen Basslauf ertönen lässt, geht das Herz auf und das zum Teil unbequeme Gefühl, das man zunächst bei den ersten Popsongs des Albums hat, verpufft im Nichts. So auch bei ‚Bow Tie Man‘ und ‚With You‘. Hier lässt Sophie Auster genau das richtige Gefühl walten und zeigt, dass ihre Songs eine unglaubliche Stärke und Magie besitzen, die man anfangs so nicht erwartet hätte.

‚Dogs and Men‘ ist ein wahrer Stilmix. Die musikalische Reise ist spannend, doch wirkt das viele Ausprobieren zahlreicher Stile nicht unbedingt immer glaubwürdig. Die Platte zeigt Sophie Austers große Singer-Songwriter-Qualitäten und setzt ihre kontrollierte und ausgebildete Stimme voll in Szene. Würde die junge Amerikanerin doch nur öfter etwas von sich preisgeben. Doch sie bleibt unergründlich und fern. Sie ist unnahbar. Sophie Auster, wer bist du nur? Das wird man wohl noch herausfinden müssen.

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