COOGANS BLUFF – „‚Balada‘ ist ein Missverständnis!“
Coogans Bluff ist eine mehr aus außergewöhnliche Band, die wir euch schon mehrfach vorgestellt haben. Ihr aktuelles Release „Balada“ hat es bei uns zum Album des Monats Februar geschafft. Das Quintett aus Rostock und Berlin verbindet Stoner, Psychedelic, Kraut, Groove, Retro, Blues, Alternative. Vielleicht sollte man wirklich für diese Band ein eigenes Genre erfinden?
Wir haben den Sänger und Bassisten Clemens Marasus zum Interview gebeten, um ein wenig mehr über den kreativen Schaffensprozess und die aktuelle Tour zu erfahren.
WS: Zunächst mal herzlichen Glückwunsch zum neuen Album, das mir super gefallen hat und bei uns im Magazin „Album des Monats“ Januar geworden ist. Seid Ihr selbst ebenfalls mit „Balada“ zufrieden?
Clemens Marasus (CM): Hallo Michael, vielen Dank für die Glückwünsche. Wenn der Release dann endlich da ist, fängt so ein Album erst richtig an zu existieren. Vorher ist es ein riesiges Gedankenkonstrukt, eine Menge Arbeit und bedarf sehr vieler Entscheidungen. Die Crunchtime ist vorbei und die Anspannung fällt ab. Wir selbst sind während des Entstehungsprozesses durch viele Stadien der „Zufriedenheit“ gewandert. Jetzt dürfen wir uns über die durchweg positiven Reaktionen freuen, wie auch von eurem Magazin.
WS: Wie ist überhaupt der Titel des Albums entstanden? Wie kommt man darauf, ein Portugisisch-Brasilianisches Wort zu nehmen?
CM: Das Wort Balada kam eher durch ein Missverständnis zu uns. Wir haben den Song anfangs noch gejammt und ich habe sowas wie Ualada drüber gesungen. Das sollte einfach „exotisch“ wirken, da das Riff einen sambahaften Drive hat. Ein Kunstwort, ähnlich wie Sussudio…(Anmerkung der Redaktion: Gemeint ist der gleichnamige Phil Collins Song) Alle haben „Balada“ verstanden und nach und nach, hat das dann auch zum Grundgefühl der Platte gepasst.
WS: Glückwunsch auch zu 20 Jahren Bandhistorie und einer steten Weiterentwicklung. Es ist immer verdammt schwer, Euch stilistisch zu verorten. Wie würdet Ihr selbst Euer Genre bezeichnen?
CM: Danke. Wir sind gar nicht so affin, was Jubiläen angeht, vielleicht gerade weil wir den Fokus auf Neues legen. Sich einem bestimmten Genre zuzuordnen bedeutet auch immer sich einzuschränken. Das gleicht oft einem kreativen Ghetto. Es gibt deutlich mehr Emotionen, als nur cool und bekifft in der Wüste rumzustehen, usw. Es tut einfach gut musikalisch alles rauszulassen, was einen bewegt und sich richtig anfühlt. Trotzdem ist es aufgrund der Instrumentierung und der Attitude im weitesten Sinne „Rock“. Was nun genau? Vielleicht bewirken ja die 20 Jahre, dass der Bandname irgendwann zur Genrebezeichnung taugt. Genre: „Coogans Bluff“
WS: Ich finde ja besonders immer Eure Bläsersektion beeindruckend. Saxophon hört man ja hin und wieder mal, aber wie kommt man darauf, als Rockband eine Posaune ins Line-Up zu nehmen?
CM: Beide waren schon vorher zusammen als Bläsersatz aktiv. Da nur das Saxophon wählen… da wäre uns einiges entgangen… schon alleine das Solo im Beefheart! Die Posaune hat eine wunderschön, warme Klangfarbe und ist als Soloinstrument, gerade bei ruhigeren Passagen unglaublich wirkungsvoll. Abgesehen vom Instrument ist es auch einfach toll mit Stefan in einer Band zu sein. (Anm. der Red: Stefan Meinking an der Posaune)
WS: Läuft das Songwriting bei Euch gleichberechtigt ab, oder gibt es ein Mastermind (z. B. Charlie Paschen?)
CM: Kennst du das, wenn du den Drang hast zu pfeifen und im gleichen Moment fängt der neben dir auch an? Genauso ist es bei uns. Meistens wissen wir hinterher gar nicht mehr, wer welche Idee hatte. Und das ist auch nicht wichtig. Einer guten Idee ist es völlig Banane von wem sie ist. Wir versuchen dann alle gemeinsam zu einem guten Song zu gelangen.
WS: Wie kamt Ihr darauf, auf Balada Joe Jackson mit „One More Time“ zu covern?
CM: Wir schleppen immer mal gerne Coverversionen mit in den Proberaum. Da kommen wir mal aus der Spielroutine raus, auch was das Songwriting angeht. Beim One More Time haben wir einfach einen guten Take hingelegt, der es dann auf die Platte geschafft hat. Die ersten beiden Joe Jackson Platten sind wahnsinnig gut, sehr fresh und spielfreudig.
WS: Endlich wieder Coogans Bluff live, endlich wieder touren, nachdem auf der letzten Tour ja Corona dazwischen gegrätscht hat. Auf was dürfen sich die Fans freuen?
CM: Ja großartig! Wir freuen uns endlich wieder mit frischem Material unterwegs zu sein. Die neue Platte birgt so viel gutes Livematerial, aber auch Songs der vorherigen Alben „Metronopolis“ und „Flying To The Stars“ werden dabei sein, und auch die ein oder andere bekanntere und unbekannte Überraschung.
WS: Was wolltet Ihr schon immer mal loswerden, seid es aber noch nie gefragt worden?
CM: Ich muss mal loswerden, wie sehr ich mich jedes Mal über unser Publikum freue. Alle wirken so frei und sympathisch… Es gibt immer eine bunte Mischung an Leuten: von kauzigen Musiknerd*innen bis zappelnden Teenager*innen, alle mit Grinsen im Gesicht… das wirkt immer sehr offen und ungehemmt. Da dürfen wir uns sehr glücklich schätzen.
WS: Vielen Dank für Eure Worte und viel Spaß „on the road“!
Live könnt Ihr Coogans Bluff aktuell noch auf den folgenden ausstehenden Gigs der Tour erleben: 08.02.2024 DE – Hannover, Mephisto
09.02.2024 DE – Dresden, Chemiefabrik
22.02.2024 DE – Köln, Helios 37
24.02.2024 DE – Oldenburg, Cadillac
07.03.2024 DE – Bielefeld, Forum, die
08.03.2024 DE – Frankfurt/Main, Das Bett
09.03.2024 DE – Jena, KuBa
21.03.2024 DE – Hamburg, Knust
22.03.2024 DE – Rostock, Peter-Weiss-Haus
23.03.2024 DE – Berlin, Neue Zukunft
Foto: Offizielles Pressefoto (Noisolution) / Danny Kötter