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Brotherhood Of The Snake

Testament sind seit ihrem 1987er Debutalbum „The Legacy“ eine verläßliche Größe in Sachen Thrash Metal. Selbst in Zeiten, in denen kein Schwein einen Cent auf das Genre gesetzt hätte, zogen Chuck Billy (voc.) und Konsorten ihren Stiefel unbeirrt durch, und seit dem 2008 veröffentlichten „The Formation Of Damnation“ befindet sich die Band kreativ wie kommerziell im zweiten Frühling.

Nun gibt es mit „Brotherhood Of The Snake“ endlich neuen Stoff, und schon der Opener und Titelsong macht klar: Auswimpen is‘ nicht. Völlig frei von jeglichen Trendanbiederungen knallt die Band dem Hörer ein gleichermaßen kraftvolles wie melodisches, urtypisches Alex Skolnick-Riff um die Ohren, das Drum-Tier Gene Hoglan (ex- Strapping Young Lad) abwechselnd mit Blastbeats, groovigen Halftime-Beats und treibendem Uptempo begleitet. Aber, so groß wie das alles instrumental gesehen ist, bei Testament steht und fällt eigentlich alles mit dem Gesang von Chuck Billy, der von Geshoute über melodischen Gesang bis hin zu tiefen Grunts seine komplette Bandbreite zur Geltung bringt. Abgerundet von einem großartigen Refrain und einem getragenen Twin-Lead-Gitarrensolo glaubt man, den besten Song vermutlich schon gehört zu haben. Aber nichts da, das nachfolgende ‚The Pale King‘ legt da sogar noch einen drauf und erinnert tatsächlich an – allerdings moderner produzierte – selige „New Order“-Zeiten, und ‚Stronghold‘ ist ein zackiger Thrasher, dessen Refrain live mit Sicherheit ein Mitgröhler werden wird. Damit’s nicht langweilig wird, gibt’s im nachfolgenden ‚Seven Seals‘ schleppende 3/4-Rhythmen und einen eingängigen, hymnischen Refrain. Früher wäre das die Single geworden…

Damit hat die Band allerdings ihr Pulver noch lange nicht verschossen. ‚Black Jack‘ verbindet Old School-Geprügel mit einem getragenen Singalong-Refrain, ‚Neptune’s Spear‘ und ‚Born In A Rut‘ wissen hingegen mit vertrackteren Strukturen zu gefallen und erinnern an die „The Gathering“-Ära. Hier hinterlässt dann auch Bass-Ikone Steve DiGiorgio endlich seinen Stempel. ‚Centuries Of Suffering‘, ‚Canna Business‘ und ‚The Number’s Game‘ hingegen sind kompromisslose Pedal to the metal-Thrasher und gehen ähnlich gnadenlos nach vorne wie einst ‚C.O.T.L.O.T.D.‘. oder ‚Over The Wall‘. Im Gegensatz zum Großteil der Konkurrenz gibt’s aber selbst bei größtmöglichem Geknüppel immer noch großartige Melodielinien, ohne jemals auch nur ansatzweise ins Tralala zu verfallen.

Zu bemängeln gibt es bei „Brotherhood Of The Snake“ eigentlich nur eins – und zwar das Gleiche wie beim Vorgänger oder dem letzten Death Angel-Album. Die Produktion der Scheibe wirkt nämlich leider außerordentlich steril und nimmt dem erstklassigen Material ein wenig die Luft zum Atmen. Live klingt das Ganze bestimmt nochmal deutlich fetter. Das ist aber freilich Gemeckere auf hohem Niveau. Liebe Thrasher, bevor ihr euch wieder aufregt, daß Metallica nicht mehr klingen wie auf „Ride The Lightning“ und „Master Of Puppets“, kauft doch einfach „Brotherhood Of The Snake“. Besseren Old School-Thrash werdet Ihr nämlich so bald nirgends finden.

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