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Better Oblivion Community Center

Es ist schon erstaunlich, dass Conor Oberst und Phoebe Bridgers ihr gemeinsames Projekt so lange geheim halten konnten. Erstaunlich in der heutigen, umfassend vernetzten und gnadenlos offenen digitalen Welt, wo jedes Gerücht und jeder Verdacht sofort und gern ungeprüft hinausposaunt wird. Diese beiden Künstler aber behielten als Better Oblivion Community Center einige wenige mysteriöse PR-Aktionen komplett selbst in der Hand und präsentierten Ende Januar in einer Late Night Show auf CBS enthüllungsartig ihr vollständig fertig produziertes Album.

Das war seit jenem Tag digital verfügbar und ist nun, einen Monat später und nachdem sich die Aufregung ein wenig gelegt haben dürfte, auch physisch als CD und LP erschienen. Zehn Songs präsentiert es, von ganz klassischen Storytelling-Stücken und Indie-Folk-Perlen bis hin zu etwas experimentierfreudigen Songs, die keck am Genremuster kitzeln. Letzteres ist bei einer Oberst-Produktion Pflicht und Kür zugleich, hat er in seinem einflussreichen Schaffen schließlich schon immer eher Trends gesetzt als sie imitiert.

Wie bei der personellen Besetzung von Better Oblivion Community Center schlicht nicht anders zu erwarten, hat das ganze Album durch und durch Hand und Fuß. Das Songwriting ist natürlich makellos. Immerhin haben wir es hier mit Profis zu tun. (Auch Phoebe Bridgers kann mit ihren zarten 24 Jahren bereits auf mehrere Veröffentlichungen, Kooperationen und viel Kritikerlob verweisen.) Dass BOCC ihre Songs mit Herzblut und Begeisterung aufgenommen haben, möchte man ihnen gern glauben. Nur springt der Funke auf den Hörer in zu wenigen Momenten des Albums über.

Das liegt unter anderem daran, dass die meisten Songs mit konventionellem Zweiergesang versehen sind – und Conor Oberst nun einmal keine Duett-Stimme hat. Und das schon gar nicht bei einem so stimmstarken Gegenpart, wie Bridgers es ist. Wie hervorragend beide Stimmen einzeln funktionieren, zeigen die wenigen Soloparts der Platte (‚Service Road‘, ‚Didn’t Know What I Was In For‘). In Songs wie etwa ‚My City‘ hingegen marginalisieren sich beide Sänger gegenseitig bis zur Unkenntlichkeit.

Hinzu kommt, dass das Album in einer gleichbleibend gemächlichen Stimmung gehalten ist. Das letzte Drittel von ‚Better Oblivion Community Center‘ zieht sich – bis auf ein letztes Aufbäumen im abschließenden Refrain von ‚Big Black Heart‘ – doch recht mühsam ins Finale. Der Zauber, der am Anfang durchaus da war, ist bis zum letzten Song fast verschwunden. Es empfiehlt sich daher, die Songs wohldosiert in Dreier-Päckchen zu genießen.

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