Belong
Rot – Belong – Separation – Departure – Burn – Forsaken – Sanctuary. Die Abfolge der Song-Titel auf „Belong“ (self-released – digital only), dem dritten Werk der russischen Post-Black-Metal-Formation L’Homme Absurde, erzählt schon auf den ersten Blick keine schöne Geschichte. Musikalisch wird der Eindruck von Entfremdung, Schmerz und Flucht verfestigt: eine eisig stimmungsvolle Ode an ein desolates Zeitalter.
L’Homme Absurde verbinden ruhige meditative mit wütend aufbrausenden Passagen zu einem atmosphärisch entrückten 41-minütigen Gesamtwerk, das schwer zu schlucken ist. Auf akustische Intros folgen treibende Rhythmen, die sich in einem Gewitter aus Blast-Beats ergehen. Die dagegen ankämpfenden, schreienden Vocals erwecken den Eindruck von zorniger Verzweiflung. Der Hall im Sound sorgt darüber hinaus für ein Klima der Kaltherzigkeit. Trotzdem bestimmen die groovigen Ausprägungen die Empfindungen beim Hören, sonst wären die acht Songs als nur schwer erträglich zu bezeichnen.
Das Quartett aus Moskau lässt sich in seinen Kompositionen zu keinem Zeitpunkt gehen. Dies heißt, dass die Songs kompakt und abschließend sind und sich nicht in endlosen Schleifen verlieren. Keine ausufernden Instrumentalabschnitte laden zum Verweilen ein, sondern die Lieder werden trotz der vielen Stimmungsumschwünge vorangetrieben.
Den Gesamteindruck von Hoffnungs- und Ausweglosigkeit wird durch das Gefühl geschmälert, dass die Arrangements und der Sound oft zu künstlich und gewollt produziert worden sind. Es fehlt den Stücken an organischer Einheit. Sie wirken, als ob sie nach einem festen Schema geschrieben worden sind und entwickeln kein wirkliches Eigenleben. Spontane und kleine Spielereien, die die starren Strukturen durchbrechen, sucht man vergebens. Aha-Momente und wirkliche Höhepunkte sind rar gesät. Dies unterstützt zwar die feindliche Ambiente auf „Belong“, macht aber das Hörerlebnis sehr anstrengend und erschöpfend.
Wo Cult Of Luna es schaffen, durch die vielen unterschiedlichen Stimmungen und Elemente elektrifizierende Spannungsbögen zu kreieren, stehen L’Homme Absurde eher als Ingenieure da, die die Stücke entworfen und umgesetzt haben. Die Kompaktheit der Lieder ist auf Dauer auch ihre Schwäche, da sie sich zu sehr als Einengung und Selbstrestriktion erweisen. L’Homme Absurde rauben so ihren Kompositionen den Raum, sich zu entfalten.
„Belong“ gehört nicht zu den Highlight des Genres, hat aber aufgrund seiner technisch ausgerichteten Struktur durchaus einen gewissen Charme. Interessant könnte es sein, die Songs live präsentiert zu bekommen, wenn sie ohne die moderne High-Tech eines Studios per Hand zum Leben erweckt werden.