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Asylum

Es ist wahrlich eine merkwürdige Zeit und mehr als nachvollziehbar, wenn eine Band deswegen keine erfundenen Geschichten mehr erzählen will. So geht es den deutschen Progressive-Metallern Chaosbay. Diese haben es angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auf „Asylum“ (Timezone Records) nämlich satt über surreale Träume oder Fantasy-Themen zu singen. Stattdessen rücken sie nun ihre Meinung zu Rassismus, Flüchtlingspolitik, Kapitalismus, Krieg oder Religion in den Vordergrund. Alles andere würde sich derzeit falsch anfühlen, wie Sänger und Songwriter Jan Listing erklärt.

Damit unterscheidet sich das neue Werk „Asylum“ inhaltlich deutlich von seinem Vorgänger „Vasilia“. Dieser erschien bereits 2015. Lange Zeit war überhaupt nicht abzusehen, ob es jemals einen Nachfolger geben würde. Denn zunächst folgte eine dreijährige Schaffenspause, damit die Bandmitglieder persönlichen Projekten nachgehen konnten. Seit 2018 hat die Berliner-Kaiserslauterner-Formation in neuer Besetzung wieder zusammengefunden.

Die Auszeit scheint dem Quartett gut getan zu haben. Jetzt melden sich Chaosbay wuchtig zurück. Die Elemente des Classic Rock sind verschwunden, und Chaosbay ist nun eine lupenreine Progressive-Metal-Band. Die Vorbilder lassen sich schnell benennen: Songs wie „Amen“, „D.O.A.“ oder „Limbus Inn“ könnten ebenso von Tesseract stammen. Dazu können immer wieder Einflüsse von Porcupine Tree, Dream Theater oder Opeth gefunden werden. Gemischt wird dies mit einer gehörigen Portion des modernen Metals samt Djent-Ausflügen, wie sie besonders im Opener „Enjoy The Rise“ und in „Criminals Sons“ deutlich zu hören sind.

Die Stärke von Chaosbay ist es, auf „Asylum“ harte und teils djent-lastige Riffs sowie kleine Breakdowns gekonnt mit Melodien oder auch einmal ruhigeren Stellen zu kombinieren. Diese Mischung spiegelt sich ebenfalls in den Vocals wider. So ist ein Großteil zwar im Clean-Gesang gehalten, jedoch werden vor allem bei den heftigen Parts Growls eingesetzt. Abwechslung ist dadurch programmiert.

Trotz aller progressiven Anteile können die Strukturen der Songs erkannt werden und der ein oder andere Refrain bleibt nach kurzer Zeit im Ohr hängen. Dies führt allerdings dazu, dass es sich der Hörer mit der Zeit durchaus bequem machen kann. An manchen Stellen wäre vielleicht ein überraschender Aha-Effekt wünschenswert gewesen. Dass Chaosbay dies können, zeigen sie am leicht verqueren Beginn von „Mediterranean“, welches gleichzeitig im Refrain auch eine hervorragende Melodieführung besitzt.

Dennoch präsentieren Chaosbay mit „Asylum“ ein wirklich gelungenes Zweitwerk, das vor Kraft und Spielfreude strotzt.

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