Asleep Versions
Waschen, Zähneputzen, Pyjama an und Hopkins auch. Ab in die Federn, die Falle, die Pofe, denn auch Moleküle können nicht ewig nur tanzen. Selbst die von Jon Hopkins‚ ganz und gar famosem ‚Immunity‘-Album nicht. Deswegen bettet der Musiker sie jetzt auf und mit einer bemerkenswerten EP zur Ruhe: ‚Asleep Versions‘.
Die „schlafenden Versionen“ vierer ausgewählter Stücke stammen aus Sundlaugin, und das hört man ihnen auch an – mit ein wenig Vorerfahrung zumindest. Kein Song, der das legendäre Schwimmbad-Studio nahe dem isländischen Reykjavík je verlassen hätte, ohne einen Hauch von dessen Geist in sich zu tragen. Das sedierende Rauschen, die irrlichternden androgynen Stimmchen, diese bedingungslose, über alles erhabene Langsamkeit – alles nicht von dieser Welt, aber zugleich irgendwie doch vertraut. Womöglich von Sigur Rós‚ Über-Album ‚( )‘, welches man 2002 ebendort aus der T(r)aufe hob.
Das Überflüssigste an ‚Asleep Versions‘ ist seine Tracklist. Dass King Creosote und Raphaelle Standell auf den ersten beiden Tracks gesungen haben sollen, besagt die. Und welchen ‚Immunity‘-Tracks genau die Traumland-Transponierung vergönnt gewesen ist. Dinge, die man bei aller denkbaren Ersichtlichkeit und Wahrheit schnell wieder vergessen wird, sobald diese Platte einmal begonnen hat, zu rotieren. Entschieden bremst Jon Hopkins hier seine eigene Schöpfung aus, zerwalzt ihre Motive, raubt ihr den Beat und lässt sie in aller Seelenruhe ausglühen und verdampfen. Dazu raschelt, zischt und klappert ein rätselhaftes Getriebe im mechanischen Flüsterton, emsig die goldene Brücke ins Land der Träume ausklappend und alles erdenklich Schnellere der Lächerlichkeit preisgebend, Track für Track ein bisschen mehr. Den ‚Asleep Versions‘ sind Spannungsfelder fremd; Hopkins schuf sie aus anderen Beweggründen. Sie liebkosen, ohne je zu umgarnen. Vielmehr umfließen und beatmen sie ihren Hörer und tauchen ihn in eine artifizielle Ewigkeit.
Ist das nun Power-Napping fürs nächste Album oder doch etwas viel Bedeutungsvolleres? Sicher ist: Einen der wohl einschläferndsten Tonträger überhaupt hat Jon Hopkins hier bewerkstelligt – und den wohl einzigen, der diese Bezichtigung als Kompliment verstehen darf. Bäumelein, Träumelein, Schäfchen – Jon Hopkins verweist sie alle auf ihre Plätzchen und macht Raum und Zeit neu erlebbar, da vollkommen gleichgültig. Hypnos, Morpheus und wie sie alle heißen wären stolz. Gute Nacht!