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AMORPHIS & SOILWORK LIVE im Z7 Pratteln

Nailed to Obscurity aus Ostfriesland eröffnen den Konzertabend, bereits am frühen Abend ist das Z7 gut gefüllt. Die Death-Doomer aus Norddeutschland haben ihr neues Album „Black Frost“ im Gepäck, mit dem sie gerade erst die Top 40 der deutschen Album-Charts erreicht haben und das sie dem gut gelaunten Live-Publikum in rund einer halben Stunde vorstellen. Die doomigen Riffs, gepaart mit den düsteren Melodielinien, der Wechsel zwischen Gothic-Klargesang im Stil von Katatonia und den schwarzen Growls legen die melancholisch-düstere Stimmung für den Abend fest.

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Jinjer sind bei aller Qualität der anderen Bands die wahrscheinlich ungewöhnlichste Band des Abends. Stilistisch irgendwo zwischen Metalcore, Djent und Prog-Metal verortet, ist die Truppe aus der Ukraine selbst trotz dieser stilistischen Bandbreite noch für die eine oder andere Überraschung gut. Und damit sind nicht der brettharte Sound der Gitarre oder die wahrlich beeindruckenden Gesangsleistungen von Frontfrau Tatiana Shmaylyuk gemeint. Nein, wirklich extravagant ist der Fakt, dass die Osteuropäer in ihre Musik auch noch Soul-, R&B- und sogar Hip-Hop-Elemente einflechten. In Pratteln lässt der deftige Vierer locker eine kleine tanzbare Reggae-Einlage einfliessen, nur um kurz darauf wieder mit den wüstesten Growls aus dem Hals von Shmaylyuk wieder die Nackenmuskulatur und Gehörgänge des Publikums zu malträtieren. Damit würde die Kombo gut als das durchgehen, was man Progressive Metalcore nennen könnte. Und zwar mit höchsten Ehren und unter wohlverdientem Applaus.

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Soilwork sind dem Liebhaber melodischen Death-Metals der skandinavischen Schule schon länger ein Begriff. Die Mannen um Sänger und letztes verbleibendes Gründungsmitglied Björn Strid werden nach At The Gates, in Flames und Dark Tranquillity häufig als eine der stilprägenden Bands des Genres genannt. Besonders mit ihren letzten Alben konnten Soilwork beachtlichen kommerziellen Erfolg erreichen, mit dem neuesten Werk „Verkligheten“ (Wirklichkeit) erreichten die schwedischen Metaller erstmals die Top 10 der deutschen Album-Charts.

Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Die Schweden haben den richtigen Dreh bei ihrem Melodic-Death absolut raus. So ballert gleich beim ersten Titel ‚Arrival‘ voll die Drums los. Der Song knallt, der melodische Chorus nimmt Tempo raus, dann wird munter weiter geknüppelt. Klasse Auftakt!’The Crestfallen‘ hat beinahe einen Metalcore-Touch, was nicht zuletzt an den Screams von Strid liegt. ‚Full Moon Shalls‘ hat einen besonders betörenden Groove, die ruhigen Sequenzen von ‚Death in General‘ gingen als Melodic-Rock-Ballade durch. Wenn nicht dann doch immer wieder die Drums, Riffs und Strids Stimme den klaren Metal-Stempel aufdrücken. Die Vielseitigkeit der Kompositionen war schon immer eine Stärke von Soilwork und an diesem Abend bringen die Skandinavier das auch auf die Bühne.

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Nicht nur der Abwechslungsreichtum der melodischen Songs, sondern auch Björn Strids Stimme wandelbare Stimme sind ein sicherer Garant für die Klasse der Band. Viele Sänger kriegen entweder guten Klargesang oder beeindruckende Growls hin. Strid kann beides auf einem Niveau, das selten ist und ein wichtiger Faktor für die Klasse der Band ist. ‚The Nurturing Glance‘ kommt als dreckige Hardrock-Hommage, ohne je etwas anderes zu sein als ein moderner, melodischer Death-Metal-Song. ‚The Ride Majestic‘ stellt einen von drei Songs vom letzten, gleichnamigen Album. Mit ‚Witan‘ und ‚Stålfågel‘ machen die Herren nach einem Spitzen-Auftritt und grossem Applaus den Sack zu.

Setliste Soilwork, CH-Pratteln, Z7, 16.02.2019

Amorphis muss nicht wirklich mehr vorgestellt werden. Im nächsten Jahr feiert die finnische Kult-Truppe ihren 30. Geburtstag. „Tales from A Thousand Lakes“, bis heute wohl das berühmteste Album von Amorphis, verband 1994 in genreprägender Art und Weise melodischen Death-Metal mit Folk-Metal und legte den Grundstein für den Stil und den Erfolg der Band. Das aktuelle, dreizehnte Album der Band erschien letzten Mai und landete in der Schweiz und in Deutschland auf Platz 3 und 4 der Album-Charts. In ihrer Heimat landen Amorphis in der Regel auf Platz 1, so auch mit „Queen of Time“.

In den letzten Jahren haben zwar Fans der alten Schule immer mal wieder auch Kritik verlauten lassen über die (teilweise) ruhige Gangart der Finnen. Dem steht aber entgegen, daß die Songs nach wie vor viel Laune machen. Los gehts an diesem Abend mit dem Album-Opener ‚The Bee‘ sowie dem Ohrwurm ‚The Golden Elk‘. Streicher-Samples vom Keyboard konkurrieren mit den Growls von Frontmann Tomi Joutsen, der natürlich auch für den Klargesang verantwortlich zeigt, meist in den Refrains. Joutsens Growls sind tiefer als die ‚hardcorigen‘ von Strid, todesmetallischer. Natürlich. Und auch wenn Joutsen sein Geschäft versteht – so beeindruckend wie Strid bekommt er den Gesang nicht hin. Was nicht heißt, das Amorphis nicht begeistern. Das volle Z7 ist voll dabei und das bleibt auch für den Rest des Auftritts so. Mit ‚Sky Is Mine‘ und ‚Silver Bride‘ folgen zwei Titel von „Skyforger“ – und hier lassen sich schon Unterschiede zu den neueren Songs erkennen, die noch mehr „süße“ Keyboards enthalten.

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Aber welche Band entwickelt sich nicht weiter? Amorphis waren in ihren frühen Tagen härter, roher. Dafür kommen bei den neueren Songs immer wieder richtiggehende Hymnen aufs Tapet. So wie ‚Bad Blood‘ von „Under The Red Cloud“. „Draw the poison from my veins, let out the Bad Blood in me“, hymnische Refrains lassen sich eben auch hervorragend mitsingen, was das Publikum auch ausgiebig tut. Eine Besonderheit ist ‚Daughter Of Hate‘ mit seinen orientalischen Vibes. Mit ‚Black Winter Day‘ vom erfolgreichen „Tales“-Album geht die reguläre Show mit Applaus zu Ende, aber die sechs Jungs lassen sich gerne noch für eine Zugabe zurück auf die Bühne bitten. Mit den treibenden Riffs von ‚Death of a King‘ geben die Jungs nochmal richtig Gas, bevor mit der Ballade ‚House of Sleep‘ von 2006 der Abend endgültig zu Ende geht.

Setliste Amorphis, 16.02.2019, CH-Pratteln, Z7

Was diesen Metal-Abend neben den ausnahmslos guten Bands so gelungen macht, ist die wundervolle Dramaturgie in der Running Order. Ohne eine der vier Bands abzuwerten, war das eine stetige, perfekte Steigerung von einer starken Vorband bis zum wahrlich krönenden Abschluss der Jungs von Amorphis. Im Publikum war von Beginn an ein knistern zu spüren, das zum Ende hin mit einem Meer aus emporgereckten Pommesgabeln bejubelt wurde. Es lebe der Heavy Metal und seine Fans.

Text: Daniel Frick, Fotos: Daniel Strub

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