|

Adveniens

Es gibt Bands, zu denen hat man eine besondere Beziehung. Entweder, weil man sie mit bestimmten Erlebnissen verbindet, die meistens in der eigenen Jugend zu finden sind. Oder, weil man ihren Aufstieg aus der Nähe mitverfolgt hat. So geht es dem Autor dieser Zeilen mit Hideous Divinity aus Rom. Einen engen Draht zum Bandmanager, der Tag und Nacht daran arbeitet, die Band voran zu bringen. Interviews und persönliche Treffen im Backstage-Bereich von Festivals und kleinen Klitschen. Und natürlich die Bühnenpräsenz und das Material, das von Album zu Album stärker wird. Adveniens ist das (erst) dritte Album der Italiener, die allesamt exzellente Musiker (Ex-Hour-of-Penance, Aborted) sind, und denen man tatsächlich abnimmt, daß alles andere der Band untergeordnet wird. Das spürte man schon auf den beiden Vorgänger-Alben deutlich. „Adveniens“ zeigt die Band nun eindeutig auf ihrem bisherigen kreativen Songwriting-Höhepunkt, mit einem Sound, der Tote zum Leben erweckt. Alternativ könnten natürlich auch die MP3s benutzt werden, um besonderes starke Morgenmuffel mit einem ordentlichen Tritt in den Allerwertesten aus dem Bett zu befördern.

Bereits der Auftakt ‚Ages Die‘ ist hammer-tight und legt ein wahnwitziges Tempo bei Drums und Riffs vor. Ein gutes Album macht natürlich auch Abwechslungsreichtum aus und Hideous Divinity begehen nicht den Fehler, neun Songs lang nur durchzuknüppeln. Ein wunderbares Beispiel hierfür ist ‚Passages‘. Der dritte Track des Albums hat ein stimmungsvolles Akustik-Gitarren-Intro und einen fetten Groove. Den ‚Angel of Revolution‘ sieht man wohl auf dem Albumcover – klingen tut er ähnlich wie ‚Passages‘. Mit Hall-Effekten bei den Gitarren legen die Italiener eine Sound-Fährte, die direkt in einen düsteren Abgrund führt. Man blickt sich verängstigt um, während man hinab steigt, aber kann es trotzdem nicht bleiben lassen. Zu verlockend, zu betörend ist die Atmosphäre, die die Songs ausstrahlen. Eines der Highlights des ohnehin hochwertigen Tech-Death-Albums ist ‚All Flesh Unfolds‘. Der Song ist ein gutes Beispiel für die Klasse des Sängers Enrico DiLorenzo. Der gute Mann ist Stimmtherapeut und versteht wohl mehr vom Growlen und Screamen als die meisten anderen. Aber trotz Studium ist der Mann ein Monster mit Stimmbändern aus Titan. Furchterregend klingt das, was der Glatzkopf da in das Mikro röhrt – also absolut das beste, was eine Death-Metal-Band machen kann. Das Niveau der Musiker ist aber durchgehend hoch und man merkt, dass das bis auf den zweiten Gitarristen stabile Line-Up mehr und mehr zusammenwächst. Das Ergebnis spricht für sich.

Eines der besten Death-Metal-Alben des bisherigen Jahres ist „Adveniens“ geworden und es steht nicht zu befürchten, daß noch viele andere Genre-Alben erscheinen, die einen so ungläubig und atemlos zurück lässt – auch wenn in Kürze beispielsweise ein neuer Longplayer von Suffocation erscheint. Das dritte Album der Römer pulverisiert die Gehörnerven zu Feinstaub. Hammer.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar