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Acceleration Theory Part One: AlienA

Wartet Ihr immer noch auf Neuigkeiten bezüglich Sound Of Contact? Dann solltet Ihr Euch direkt mit dem Debütalbum von In Continuum beschäftigen. Die bestehen nämlich unter Anderem aus den ehemaligen Sound Of Contact-Mitgliedern Dave Kerzner (federführend) und Matt Dorsey, und das Album „Acceleration Theory“ besteht zum Teil aus den Songs, die für das zweite Sound Of Contact geschrieben waren.

Somit dürfte es auch nicht wundern, dass „Acceleration Theory“ wie der offizielle Nachfolger von „Dimensionaut“ klingt. Moderner Neo-Prog mit SciFi-Schlagseite, sowohl textlich als auch musikalisch, höchst eingängig mit leichtem Singer-/Songwriter-Einschlag in den Gesangslinien – und komplett ohne verstaubte Siebziger-Assoziationen. Quasi eine Mischung aus Frost*, Lonely Robot, Twelfth Night (es ist schwer, bei ‚Crash Landing‘ nicht an den TN-Klassiker ‚Für Helene‘ zu denken) und den Solowerken von Ray Wilson. So gibt es relativ straighte, rockige bis poppige Songs wie ‚Scavenger‘ in fröhlichem Wechsel mit epischem Material wie ‚Man Unkind‘ und dem dreigeteilten Elfminüter ‚Hands Of Time‘. Dazu gibt’s im instrumentalen ‚Race Through Time‘ noch ein paar Trance-Grooves – für Abwechslung ist also bestens gesorgt. Dabei sorgt Kerzner immer dafür, dass auch die „kommerziellen“ Stücke immer noch ein paar Zuckerli für die Proggies bieten und die ausufernden Songs immer noch prägnante Melodien bieten. Der Untertitel des Albums, „Part 1: AlienA“, lässt es schon vermuten: Kerzner hat hier den ersten Teil einer Konzept-Reihe aufgenommen. Die Story ist dank der abgedruckten Texte und ausführlicher Liner-Notes problemlos nachvollziehbar – nur soviel sei verraten, es handelt sich um eine Alien-Lovestory irgendwo zwischen „Captain Marvel“ (lange, bevor der Film in die Kinos kam), „Starman“ (mit vertauschten Geschlechterrollen) und „2112“ – also definitiv keine Allerweltstexte.

Auch musikalisch zieht Kerzner alle Register. Zwar hat er aus „Acceleration Theory“ keine komplette Ayreon-/Avantasia-Rockoper gebastelt, aber trotzdem finden sich diverse Gastsänger und -musiker, die helfen, das ambitionierte Werk ins Ziel zu bringen. An der Sangesfront gibt’s zum Beispiel Gabriel Agudo (Bad Dreams), der auch als offizielles Bandmitglied genannt ist und mit Kerzner den Großteil der Vocals übernommen hat. Dazu kommen Ex-Glass-Hammer- und Yes-Stimme Jon Davison und die mir bislang komplett unbekannte, mich stimmlich etwas an Cyndi Lauper erinnernde Leticia Wolf, die als „AlienA“ übrigens teilweise in einer Fantasiesprache singt und es schafft, Zeilen wie „Vieulaloo mindalu frrrrst gau“ ohne Stolpern oder unfreiwillige Komik vorzutragen. Apropos Yes: Jon Anderson höchstpersönlich hat zwar nicht mitgesungen, aber das kurze, aber schöne ‚Meant To Be‘ mitgeschrieben, bei dem dann auch alle vier Sänger zusammen zu hören sind. Auch instrumental hat sich Dave jede Menge Kumpels eingeladen: der unumgängliche Steve Hackett und Marillions Steve Rothery steuern Gitarrensoli bei, an den Drums sitzen Marco Minnemann und Nick D’Virgilio, und zwei Songs wurden von Chris beziehungsweise Tom Lord-Alge gemischt, die beide in den 1980ern so ziemlich für alles verantwortlich waren, was erfolgreich war: Prince, Peter Gabriel, Bruce Springsteen, Billy Idol, OMD, Stevie Nicks, Chaka Khan, Rod Stewart – und auch heute noch sind die beiden für die Manic Street Preachers, Halestorm, Carrie Underwood oder Nickelback tätig. Dass das Album insgesamt exzellent klingt, muss also nicht großartig betont werden.

In Continuum setzen also musikalisch das fort, was Sound Of Contact begonnen haben und legen sogar noch ein paar Schippen drauf. Auch wenn Dave Kerzners Soloalben mit Sicherheit alles Andere als schlecht waren: ich würde ihm empfehlen, In Continuum möglichst bald weiterzuverfolgen, denn es handelt sich hierbei um das bislang eigenständigste und originellste Album, für das der Sympathikus verantwortlich zeichnet. Den UK-Import könnt Ihr – wie erwartet – im Webshop von Just For Kicks eintüten.

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