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A Umbra Omega

„Kronet Til Konge“ war und ist schwarzweiße Legende, eines der ersten wirklich herausragenden Black Metal-Alben. Auch die wenigen Nachfolger wurden hochgelobt und gelten und galten als Referenzen im anspruchsvollen schwarzmetallischen Bereich.

Nun war ganz schön lang Ruhe um Dodheimsgard, bis jetzt, acht Jahre nach „Supervillain Outcast“ das neue Album von Aldrahn & Co. erscheint. Auf „A Umbra Omega“ haben Dodheimsgard noch einmal jede einzelne bereits wirr und chaotisch in den Schädel gebohrte Schraube angezogen. Mehr Irrsinn, mehr Theater, mehr Breaks, noch weniger Struktur, noch weniger Melodien, noch weniger Nachvollziehbarkeit. Das ist Free Jazz mit Metalinstrumenten.

Eine Sinnlosigkeit reiht sich an die andere, manchmal hat man das Gefühl, dass da fünf bis sechs vollkommen unterschiedliche Bands gleichzeitig Musik machen. Spätestens dann, wenn lange World Music – Herumgedöselparts ihren Betrieb aufnehmen, wird das Ganze…anstrengend. Ewige Bassläufe vor Schellengeräusch, das von rasendem Gekloppe zerstört wird – geisteskranker geht es nicht. Es gibt keinerlei klassische Songstrukturen, jede Idee ist nur fetzenweise angerissen. Nichts wird bis zu Ende geführt, sondern in einer Art finalem Manierismus zerlegt, um dem geneigten Hörer zu beweisen, wie großartig man doch ist.

Akustische Passagen, Klavier, Jazz, Blues, Ambient, Black Metal (immerhin: Es gibt tatsächlich im Gegensatz zu Konkurrenzunternehmen tatsächlich noch Songteile, die man auf Black Metal zurückführen kann) – alles steht irgendwie nebeneinander, löst sich ineinander auf und vergisst dabei, dass es Dinge gibt, die selbst dann nicht zueinander passen, wenn man sie mit Gewalt ineinander zwingt. Es gibt nicht einen „schönen“ Moment auf diesem Album, der nicht sofort zerstört werden würde. Das ist nervtötend,ja. Aber irgendwie ist es – trotz der übrigens wahnwitzig schlechten Produktion – unfassbar mitreißend. Der manierierte Gesang, der stellenweise den Grat zur Lächerlichkeit locker überschreitet, tut sein übriges, um dieses nicht erklärbar sperrige Gebilde von Musik ungenießbar zu machen.

Natürlich, anspruchsvolle Musik ist etwas wunderbares – Aber man muß auch Grenzen finden, denn sonst fließt alles unkoordiniert in die Gegend und verliert jede Kohärenz. Enslaved machen es vor, wie es gehen kann – Dodheimsgard sind noch um ein vielfaches extremer. Natürlich verströmt diese Musik aufgrund ihrer abgründigen Andersartigkeit eine morbide Fasziniation. Es ist aber Musik die ausschließlich hochkonzentriert am Kopfhörer genossen werden darf. Dass es sich bei sechs Songs um fast 70 Minuten Spielzeit handelt, dürfte bereits klar sein. Selbst ein Track wie „Architect Of Darkness“, den man aufgrund seiner geradesten Linie, den genialen akustischen Parts und der gesamten Filmsoundtrackatmosphäre wohl am ehesten als möglichen Einstieg empfehlen kann, lässt Opeth oder Satyricons „Rebel Extravaganza“ als eingängige Langeweiler erscheinen. Mit „A Umbra Omega“ haben Dodheimsgard das wohl mit Abstand extremste Werk der letzten Jahre erschaffen.

Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob ihm dieser maximal mögliche (W)irrsinn zusagt oder nicht. Dass es anspruchs- und niveauvoll ist, versteht sich von selbst. Ob es gefällt – DAS ist etwas GANZ anderes. Bei einem konzentrierten Genuß über hochwertige Kopfhörer gibt es eine glatte Eins, jede andere Form des Konsums dieses das Wort „extrem“ neu definierenden Albums ist unmöglich.

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