A Dawn to Fear
Nach den beiden grandiosen „Vertikal“-Releases ließen es die schwedischen Vorzeige-Post-Metaller Cult Of Luna mit der Kooperation mit Julie Christmas auf dem Album „Mariner“ musikalisch etwas ruhiger angehen. Die Band war viel auf Tour mit dem Ergebnis, dass in der Zwischenzeit diverse künstlerisch hochkarätige Live-Alben und DVDs vorliegen. Es war aber an der Zeit für neue Songs, und die liegen nun in Form von „A Dawn to Fear“ (Metal Blade Records) vor.
Das Warten hat sich gelohnt, um gleich vorweg die Katze aus dem Sack zu lassen. Die acht Songs auf „A Dawn to Fear“ sind, wie zu erwarten war, von erlesener Qualität, aber nicht so monolithisch wie auf den Konzept-Alben „Vertikal I+II“. Auch lassen sich die Lieder nicht so treiben wie zum Beispiel auf „Eternal Kingdom“. Sie nehmen den Hörer nicht einfach bei er Hand auf die Reise in den zu fürchtenden Morgen.
Die Stücke sind bombastisch, ausufernd und voller Atmosphäre, aber auch schroffer, kälter, teilweise doom-metallisch, insgesamt noisiger und somit düsterer. Cult Of Luna fahren immer noch einen massiven Sound auf, lassen es aber auch vermehrt kratzen und sägen. Ungewohnt geradeaus stampfend fällt der Auftakt mit ,The Silent Man‘ aus. Auf instrumentale Zwischenspiele, wie eigenständige Intros und Outros, verzichtet das Sextett im Verlauf gänzlich, sodass tatsächlich zwischen den Songs unterschieden werden kann. Dies sorgt aber auch dafür, dass „A Dawn to Fear“ zwar extrem stimmungsvoll, aber nicht so ergreifend und mitreißend geworden ist. Worauf Johannes Persson und Co. weiterhin setzen, ist die intensive und treibende Schlagzeugarbeit an zwei Kits und das gequälte Gebrüll Perssons, das gegen das lebendig gewordenen Getöse der Songs ankämpft. Cult Of Luna arbeiten stärker mit gesprochenen Vocals und geben gewaltigen Keyboard-Salven mehr Raum. Auf sich wiederholende Instrumental-Passagen wird aber nicht verzichtet, sie sind nur nicht mehr so omnipräsent.
Musik und Artwork sind bei Cult Of Luna schon seit Langem eine untrennbare Einheit. Das Cover-Design und der Promotion-Auftritt der Band spiegeln stets den musikalischen Inhalt wider und umgekehrt. Diesem künstlerischen Anspruch sind die Post Metaller aus Umeå auch mit ihrem aktuellen Release absolut gerecht geworden.
Cult Of Luna haben es geschafft, sich neu zu erfinden und vermieden, sich selber zu kopieren. Trotzdem sind sie ihrem Stil treu geblieben. Die Neuerungen sind allumfassend, aber weiterhin im musikalischen Korsett der Band verankert. „A Dawn to Fear“ ist angenehm anders und somit wiedermal ein großartiges Album. Cult Of Luna haben ihren eigenen Kosmos geschaffen, der Musik, Design und Fotografie zu dieser einzigartigen Band vereint.