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1692

Frayle 1692 Cover

Kate Bush singt bei Black Sabbath. Jarboe trällert für Saint Vitus. Und Tori Amos veredelt Eyehategod. So in etwa klingen Frayle aus Cleveland, wie ein handgedrehter Gothic-Grusel-Film. Das erste, auf zwei Singles folgende Album des Doom-Quintetts beschwört das Jahr „1692“ (Aqualamb Records / Lay Bare Recordings) herauf, das Jahr der Hexenprozesse von Salem, in denen hunderte Menschen der Hexerei beschuldigt, 20 davon hingerichtet und 55 unter Folter zu Falschaussagen gezwungen wurden. Es war ein gutes Jahr! Der Teufel hatte seine helle Freude am fleißigen Streben der Gottesfürchtigen, seine Arbeit zu erledigen.

Ebenso sinister, wie aus einem archaischen Zeitalter stammend, kriechen die zehn Kompositionen einem kalt den Rücken hinunter. Der schwerfällig groovende Rhythmus hat etwas Hypnotisches an sich. Die tiefen Saitenklänge lassen alles um einen herum vibrieren, während die fast schon schüchtern eingesetzten Keyboards einem die längst fällige Gänsehaut auf den gesamten Körper zaubern. Aufgenommen scheinen die Songs in der alten Scheune geworden zu sein, dort wo die damaligen Delinquenten gefoltert wurden, staubtrocken, voller Hall und Schmerzen. Die sinnlich entrückte Stimme Gwyn Strangs mit ihrem fatalistischen Sog thront über den massiven Liedern.

Im Gegensatz zum Gros der Doom-, Sludge- und sonstigen Düster-Bands halten sich Frayle nicht an die Gesetze des Genres – je länger der Song, desto intensiver die Stimmung. Maximal fünf Minuten halten sich die Doomster an einem Lied fest, dann kommt die nächste Nummer, die die altmodische Gruselatmosphäre in die herrlichsten Alpträume verwandelt. Frayle wildern auch nicht in artverwandten Gefilden, sondern machen schlicht und einfach Doom Metal mit dem gewissen Etwas. Den einzigen Effekt, den sie nutzen, ist die kunstvolle Einfachheit ihrer Arbeit.

„1692“ kann getrost zu den Doom-Highlights dieses Jahres gezählt werden, auch wenn es erst Februar ist. Diese knapp 40 Minuten sprühen vor Herzblut, im wahrsten Sinne des Wortes, wie nach der Behandlung mit der Eisernen Jungfrau.

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