0151
Wer in Liverpool aufwächst und Musik machen will, hat stets die gigantisch großen Fußstapfen der Beatles vor Augen. Allerdings hindert einen niemand daran, völlig eigene Wege einzuschlagen. Das taten The Night Café mit ihrem Debut „0151“ (Kobalt /AWAL). Orientierungshilfe waren beim musikalischen Findungsprozess weniger die eingangs erwähnten Pilzköpfe als vielmehr in der Melancholie beheimatete Bands wie die Pixies oder Joy Division.
„0151“ – übrigens die Ortsvorwahl von Liverpool – gingen zwei EPs voraus, die in der einschlägigen Presse bereits viel Beachtung fanden. Eingeladen von einem sphärischen Intro begibt sich die Zuhörerschaft auf eine Reise durch 18 sorgsam arrangierte Songs, die von viel Liebe zum Detail bei der Komposition zeugen. Auch die Dramaturgie der Platte ist durchdacht: Die ersten sechs Tracks lassen es eher intellektuell-bedächtig angehen. Es folgt ein Block von vier kraftvollen Titeln, darunter die sehr gelungene Single „Turn“. Danach geht es mal ruhiger, mal Uptempo voran.
Die Länge der Scheibe erfordert bei allem Abwechslungsreichtum Durchhaltevermögen. Nach etwas mehr als der Hälfte beginnt das Gehörte zu verschwimmen, irgendwie nebenbei zu laufen. Die Ursache dafür mag sein, dass es den heutigen Hörgewohnheiten widerspricht, bei einer Gesamtlaufzeit von einer knappen Stunde aufmerksam am Ball zu bleiben. Der hohen musikalischen Qualität von The Night Café lässt es ich jedenfalls nicht in die Schuhe schieben.
Kobalt Music