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RANTANPLAN – Ahoi

Skapunk ist tot und wir haben ihn umgebracht, um es mal frei nach Friedrich Nietzsche zu sagen. Für manche dürfte dies eine positive Nachricht sein. Denn es gab doch so manchen Musikfan, der den Sinn dieses Genres nie so richtig verstanden hat oder ihn gar nervig fand. Zu viel gute Laune! Allerdings muss schon konstatiert werden, dass sich die Musikrichtung momentan in einem Tief befindet. Die große und erfolgreiche Phase Ende der 1990er und in den 00er Jahren ist längst vorbei – wenn man vielleicht von der recht jungen Genrehoffnung The Interrupters absieht. Trotzdem gibt es noch die Urgesteine, die unermüdlich weitermachen. Zu ihnen gehören die Hamburger von Rantanplan, die bereits seit 1995 dem Skapunk frönen und soetwas wie die Gründungsinstitution der deutschsprachigen Ausgabe dieser Musikrichtung sind. Mit ihrer neuen Platte „Ahoi“ (SBMÄM) wollen sie ihren Sound auch nicht beerdigen, sondern nach vorne bringen: „Wir gehen wieder auf große Fahrt“ heißt es direkt im Opener „Ahoi“.

Wer angesichts der aktuellen Krisen in der Welt zu viel Angst vor guter Laune hat, der braucht sich vor Rantanplan nicht fürchten. Die Gruppe um Bandleader und einziges verbliebenes Gründungsmitglied Torben Meissner war schon immer bekannt dafür, kritische Blicke auf die Gesellschaft zu werfen oder menschliche Tragödien, Wut und Trauer sowie die großen Sehnsüchte zu formulieren. Das ist auch auf „Ahoi“ nicht anders, nur diesmal wird dies alles vor einem maritimen Hintergrund artikuliert. Auch wenn das Leitmotiv sowie die ganzen Seemann-Metaphern und -Allegorien für den/die geneigte*n mittel- und süddeutsche*n Hörer*in auf Dauer etwas zu viel des Guten sind, muss man ihnen zu gute halten: Als Hamburger dürfen sie das!

Musikalisch wissen Rantanplan zu Beginn von „Ahoi“ voll zu überzeugen. Der Titeltrack und „Plädoyer für die Elbmündung“ sind Uptempo-Songs, die direkt in die Beine gehen und wie zu besten Zeiten auf die Tanzfläche führen. Auch „Seeräuberlied“ weiß mit seinem leicht verqueren Punkrockansatz zu überzeugen. Danach drosseln die Norddeutschen jedoch das Tempo. Vieles bewegt sich mit im Midtempo oder knapp drüber. Dabei entstehen teilweise ordentliche Lieder wie „Windträume“ oder „Wenn die Straße ein Fluss wäre“. Es fehlt jedoch die letzte Kompromisslosigkeit, der letzte musikalische Ausbruch, um kompletter Albumlänge vollends zu überzeugen und den Körper abermals zum Zucken zu bringen.

Rantanplan liefern mit „Ahoi“ eine solide Platte ab und zeigen einmal mehr, dass Skapunk weit mehr als stumpfe Gute-Laune-Musik und längst noch nicht tot ist. Für einen neuen Kick zur breiten Wiederbelebung des Genres reicht es allerdings leider nicht.

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