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Das Security Project ist eine dieser seltsamen Backkatalogverwaltungscombos, die in den letzten Jahren gerade im Prog vermehrt aufgetaucht sind, bei der eines oder mehrere Originalmitglieder einer Band ihrem einstigen Arbeitgeber Tribut zollen. Unter der Führung von Drummer Jerry Marotta (ex-Peter Gabriel), Shriekback-Gitarrist Michael Cozzi und Touch-Gitarrist und Basser Trey Gunn (ex-King Crimson) spielt das Projekt Songs von Peter Gabriel und tourt damit mehr oder minder erfolgreich. Bislang war am Mikro Brian Cummins zu finden. Der ist hauptberuflich Sänger der Genesis-Coverband Carpet Crawlers, war aber auch als Fish-Klon bei Mick Pointers eher alberner Marillion-Tribute-Tour aktiv – ein toller Sänger und ein sympathischer Typ, fraglos, aber eben auch ein reiner Coversänger ohne viel Eigencharisma. So blieb das Security Project eben eine fraglos musikalisch hochklassige, aber eben auch reine, ähem, Coverband.

Nun steht aber seit einer Weile statt Brian eine Dame namens Happy Rhodes am Mikro des Projektes, und die schafft es quasi im Alleingang, der Sache plötzlich Leben einzuhauchen. Nicht nur, weil sie über eine beeindruckende Vier-Oktaven-Stimme verfügt, die genauso souverän die tiefen Abgründe von Gabriels ‚Intruder‘ meistert wie die höchsten Noten von Kate Bushs ‚Mother Stands For Comfort‘ – sondern weil sie über eine Stimme verfügt, die zumindest dem Rezensenten bis ins tiefste Mark vordringt und trotz bisweilen eher minimalistischer Performance soviel Emotion versprüht, daß zumindest ich als Schreiber nicht kann als fasziniert und mit offenem Mund dieser Jahrhundertstimme zu lauschen. Obwohl die Songs natürlich immer noch aus dem Gabriel-Fundus stammen (plus das erwähnte Bush-Stück), klingt die Sache plötzlich nicht mehr wie Nachlassverwaltung – Gabriel ist ja ehedem noch unter den Lebenden. Auch dank der originelleren Arrangements als bisher wirkt das Security Project plötzlich wie eine legitime Band, die zwar die Musik eines Fremdkomponisten interpretiert, aber auch jenseits des Originals eine Berechtigung hat. Happy (die Dame heißt wirklich so!) schafft es, auch Songs wie ‚Lay Your Hands On Me‘ oder ‚No Self Control‘, die bislang untrennbar mit der Persönlichkeit Peter Gabriel verbunden waren, zu ihrem Eigenen zu machen und ihnen ganz neue Facetten und völlig anders als im Original verortete emotionale Tiefen abzugewinnen. Zusammen mit den unverwechselbaren weinenden Tönen von Trey Gunn – wie vermisse ich ihn und Adrian Belew bei King Crimson! – ergibt das ein höchst faszinierendes Gemisch, das nicht nur Gabriel-Fans, sondern allen Freunden eigenwilliger Randgruppen-Prog-Klänge ans Herz gelegt werden kann. Selten hat die Maxime „it’s the singer, not the song“ so ins Schwarze getroffen wie beim Security Project.

Für die Zukunft wäre nun zu hoffen, daß die Band bei ihren Arrangements noch etwas mutiger wird oder sich gar ans Schreiben eigener Songs macht – das kreative Potenzial dieser Musiker sollte nicht ungenutzt bleiben. Ich für meinen Teil durchforsche nun das Internet nach einer Bezugsquelle für Happys Alben, von denen sie seit 1986 satte elf Stück veröffentlicht hat… Für Tipps bin ich sehr dankbar! So lange könnt Ihr Euch von dieser unglaublichen Stimme mit „Contact“ überzeugen – zu beziehen im Webshop von Just For Kicks.

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