XIV
Eine ambivalente Woche für die Musiker von Toto: Endlich erscheint das erste Studio-Album seit neun Jahren. Und dann stirbt ausgerechnet in diesen Tagen Bassist Mike Porcaro nach langer schwerer Krankheit. Bandkollege Steve Lukather schrieb dazu bewegende Worte auf seiner Website.
Wenn Musik ein Heilmittel sein kann, dann ist das neue Toto-Album ein guter Trost. Der Abschied von Porcaro war absehbar. Und man könnte meinen, auf „XIV“ eine gewisse Ernsthaftigkeit zu hören: David Paichs melancholisches Klavier bei „Burn“, der fast zerbrechliche Gesang von Joseph Williams bei „Orphan“, Lukathers episches „Unknown Soldier“.
Aber das ist nur ein Aspekt dieses vielseitigen Albums. Mit „Running Out Of Time“ ist Toto eine gleichermaßen groovige wie rockende Uptempo-Nummer gelungen. Cooles Detail: Steve Porcaros subtile Keyboard-Spielereien. An solchen vermeintlichen Kleinigkeiten zeigt sich, mit welcher Spielfreude Toto dieses Album aufgenommen haben. Es war offenbar eine Herzensangelegenheit.
Nach dem etwas zerfahrenen „Falling In Between“ (Nomen est omen!) ist „XIV“ wieder ein konsequentes Toto-Album mit einer klaren Handschrift und einer Handvoll starker Songs. Wahre Juwelen sind der melodische Rocker „Holy War“, Lukes megagrooviger „21st Century Blues“ und das lässige „Chinatown“, in dem der alte Los Angeles Groove von „Georgy Porgy“ und „99“ zu hören ist.
Mit dem siebenminütigen „Great Expectations“ und den leicht kitschigen „The Little Sings“ und „All The Tears“ sind ein paar Nummern dabei, in die man sich mindestens reinhören muss. Ein kleiner Kritikpunkt ist sonst nur der Gesang von David Paich. Seine Stimme klingt schwerfällig, kein Vergleich zum ewig guten Steve Lukather und zu Frontmann Joe Williams, der zu alter Topform zurückgefunden hat.
Noch ein paar Worte zum Personal: Nachdem schon vorher klar war, dass Mike Porcaro den Bass nicht mehr spielen kann, feiert dessen Vorgänger David Hungate ein charmantes Comeback. Und für den abgewanderten Simon Phillips trommelt jetzt Keith Carlock, den man schon von der letzten Live-DVD kennt. Als begabter Session-Musiker passt er natürlich perfekt zu Toto.
Mit „XIV“ ist Lukather und Co. ein gutes Comeback gelungen, das zahlreiche Optionen für die Setlist der kommenden Tournee liefert. Die wenigen schwächeren Passagen fallen dank der satten Laufzeit von einer Stunde nicht weiter ins Gewicht. Was im Kopf bleibt, sind einige wirklich starke Songs, die zum Teil an den Toto-Sound der glorreichen 80er Jahre erinnern. Mike Porcaro hätte das sicher gefallen.