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Widow’s Weeds

Früher war mehr Gitarre. Gut, könnte man sagen, das waren die Nuller Jahre, da wurde Indie-Rock nunmal mit der Gitarre gemacht. Da waren die Synthesizer der Achtziger noch zu nah und nicht richtig verdaut. Nun sehen wir bereits dem dritten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts entgegen, und da ist im Genre, das haben wir schon begriffen, beinahe alles möglich.

Zumal, wenn der Erfolg einer Band Recht gibt. Die Silversun Pickups haben schon mit ihren letzten beiden Alben einen Sinn für den Trend bewiesen, sich von ihren rockigeren Ursprüngen emanzipiert und damit sicher in den Top Ten beziehungsweise Top Twenty der US-Charts platziert. Sich in ihrem Falle also nur auf ihr Debüt ‚Carnavas‘ und vielleicht noch den Nachfolger ‚Swoon‘ zu beziehen, klingt – schon klar – ein wenig, als ob Oma vom Krieg erzählte.

Trotzdem, war das nicht treffsicherer damals? Konkreter? Heute ist der Sound der Band aus Los Angeles stadiontauglich rund, Produzent Butch Vig enttäuscht auch auf ‚Widow’s Weeds‘ natürlich nicht. Aber es will nicht wirklich etwas von den Songs im Ohr hängen bleiben. Nach einem recht dynamischen Auftakt schunkeln sich die Silversun Pickups auf Balladenniveau ein, das die Aufmerksamkeitskurve sachte abfallen lässt. Mutige Momente gibt es nur wenige auf dem Album, sind vor allem den Streichern in ‚It Doesn’t Matter Why‘ oder ‚Simpatico‘ zu verdanken. ‚We Are Chameleons‘ hat letztlich die ganz klare Mission, den Hörer wieder wachzurütteln und einen lebendigen Eindruck zu hinterlassen.

Dafür wird sogar auf billige ‚Nana Na Na‘-Animations- und Mitsingelemente zurückgegriffen. Ohne Angst vor Mainstream-Anleihen auf den großen Effekt setzen, ja, das machen zum Beispiel auch Muse, ebenfalls sehr erfolgreich. Positiv und offen für so Vieles ist dieser Sound. Aber eben auch beliebig. Das ist allerdings kein Spezifikum von ‚Widow’s Weeds‘, vielmehr reiht sich das Album in das breite Mittelfeld ein. Der Indie-Rock dieser Tage, er ist zwar ambitioniert, aber irgendwie seelenlos.

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