VINTAGE TROUBLE – Heavy Hymnal

Wenn man es schafft, ein ganzes Stadion voll mit beinharten AC/DC-Fans als Support-Act für sich zu gewinnen, obwohl auf den ersten Blick die musikalischen Schnittmengen nur marginal sind, muss man es handwerklich auf jeden Fall absolut draufhaben. So geschehen im Sommer 2015, als Vintage Trouble für die Australier mit ihrem Rhythm&Blues und reichlich Soul-Einflüssen die Konzerte eröffneten. Mit gerade einmal drei Instrumenten und einem Frontmann extraordinär haben sie einen dermaßen dichten Sound auf die Bühne gebracht, dass alle beeindruckt waren. Nun legen sie „Heavy Hymnal“ ihr neuestes Werk vor.

Kurz wähnt man sich bei den ersten Tönen auf einer frühen Stones-Aufnahme, wenn ein leises Blues-Geklimper erklingt, bevor „Who I Am“ sich zu einer wuchtigen Soul-Lawine entwickelt. Viel Handklatschen und eine treibende Rhythmusfraktion schicken „You Already Know“ auf die Reise, und sofort zuckt das Tanzbein. Im hinteren Teil gibt es ein pointiertes Gitarren-Solo, das sich im Outro dann noch einmal deutlich auswächst. Bei „Not The One“ ist man gedanklich dann eher bei den Four Tops, aber nicht, weil es sich um einen billigen Abklatsch handelt, sondern weil bei dieser ruhigen Nummer besonders deutlich wird, dass der (Background-)Gesang bei diesem Quartett als zusätzliches Instrument eingesetzt wird, und die ansonsten reduzierte Grundbesetzung genial unterstützt.

Dann folgt erneut eine ganze Rutsche knackiger Titel, bevor mit „Alright Alright“ noch einmal ein wenig das Tempo herausgenommen wird, und ein paar Streicher ergänzend zum Einsatz kommen. Auffällig ist, dass kein Song die vier Minuten überschreitet, Vintage Trouble legen großen Wert auf das Credo, dass weniger mehr ist – zügig auf den Punkt kommen, keine unnötigen Seitenschlenker. Wenn alles gesagt ist, ist alles gesagt. Die einzige Ausnahme bildet der Rausschmeißer „Repeating Historie“, bei der Sänger Ty Taylor immer wieder in den Falsettgesang wechselt, und zum Schluss mit einem Jam die Scheibe langsam aufs Ende zu mäandert.

Nach knapp 40 Minuten will man sofort erneut auf Start drücken, und alle zehn Tracks noch einmal hören. „Heavy Hymnal“ ist keine Platte für ruhige Momente, nein, diese funkige Biest will laut gehört werden! Wirklich bemerkenswert gelingt es den Männern, ihre Bühnen-Power auf Band zu bannen. Wer die Chance hat, die Jungs irgendwo live zu sehen (Tourdaten und Tickets hier), sollte sich dieses Spektakel auf jeden Fall anschauen. Als Vorbereitung (oder Ersatz) dient auf jeden Fall dieses Album!

Note: 1

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