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Resurrection

Bei Queensryche und Geoff Tate ist es im Prinzip wie bei Pink Floyd und Roger Waters: irgendwann muss man sich als Fan wohl für eine Seite entscheiden. Nun, Queensryche haben seit der Trennung zwei ordentliche, aber kaum originelle Achtziger-Metal-Scheiben veröffentlicht, Tate solo unter dem alten Bandnamen einen absoluten Stinker („Frequency Unknown“) und mit „The Key“ einen ebenfalls ordentlichen Neustart unter dem Bandnamen Operation:Mindcrime. Nun liegt mit „Resurrection“ kein Jahr später schon das zweite unter diesem Banner erscheinende Album vor.

Soviel vorweg, wer bei Tate immer noch darauf wartet, daß er der Achtziger-Fraktion Zucker gibt, darf auch „Resurrection“ gerne ignorieren oder, bei Bedarf, abgrundtief hassen. Wie schon auf dem Vorgänger „The Key“ geht Tate unbeirrt den seinerzeit mit dem Queensryche-Album „Promised Land“ begonnenen Weg weiter. Heißt: komplett weg vom Metal, dafür mit vielen Prog- und Alternative-Einflüssen. Operation:Mindcrime geben dabei den Keyboards genauso viel Raum wie den Gitarren, und auch das Saxophon macht ein willkommenes Comeback. Brat-Riffs im klassischen Sinne gibt’s hingegen so gut gar keine. Wenn’s doch mal heavier wird (‚A Smear Campaign‘), lehnt sich das Riffing eher an Alternative Rock-Bands an und bleibt in jedem Fall nur eins von vielen Stilmitteln, nicht definierender Part des Songs. In Songs wie dem von verzerrten Drums getragenen ‚Miles Away‘, dem angejazzten ‚Which Side Your On‘ oder der getragenen Halbballade ‚The Fight‘ gibt es auch jede Menge genrefremder Elemente, mal ein bißchen U2, mal ein wenig neuzeitliche Rush – und ganz oft fühlt man sich an Exzentriker wie David Bowie (‚Live From my Machine‘) und Peter Gabriel (‚Invincible‘) erinnert, wenngleich übertragen in einen Hardrock-Kontext. Das liegt Tate natürlich stimmlich perfekt und fügt sich zu einem überraschend eigenständigen Ganzen.

Das Beste an dem Album ist aber etwas Anderes. „Resurrection“ hat nämlich im Prinzip genau das, was den Alben aus dem Tate/QR-Backkatalog lange gefehlt hat: die großen Melodien, die sich auch ohne langwieriges Schönhören im Ohr festsetzen. Hier haben alle zwölf „echten“ Songs das Besondere, was auf Alben wie dem Vorgänger „The Key“, den letzten gemeinsamen QR-Scheiben und auch den beiden Alben der Ex-Kollegen nur ein, zwei Songs gehabt hatten. Es scheint fast, als ob Tate durch’s endgültige Freimachen von der Vergangenheit eine neue kreative Ader entdeckt habe.

Das klingt alles sehr begeistert, und in der Tat ist „Resurrection“ ohne Frage das Beste, was man aus dem QR-Lager seit „Promised Land“ gehört hat. Leider ist die Produktion etwas matschig und dumpf ausgefallen, und Tate hat einmal mehr beschlossen, permanent einen Stimmverzerrer zu benutzen – etwas, das schon seit „Tribe“ nervt und gerade in den atmosphärischen Momenten schon ein wenig die Stimmung versauen kann. Das drückt die Bewertung, kann aber nicht verhindern, daß man für „Resurrection“ eine klare Kaufempfehlung für alle musikalisch offenen (Hard-)Rockfans aussprechen kann.

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