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Vertigo

Zum Abschluss des Jahres 2016 kommt nun nochmal ein absolutes Highlight im Bereich des symphonischen Metals. Album Nummer drei der Italiener Sound Storm überrascht extrem und dann doch wieder nicht.

Mit „Twilight Opera“ haben die Turiner ein positiv gemeint schwülstig-sinistres Debüt erschaffen, das mit „Immortalia“ 2012 seine vampireske, geniale Fortsetzung erfuhr.

Mit „Vertigo“, das auch als Vorlage zu einer eigenen Fernsehserie dient, wird die Epik-Schraube nochmal so weit angezogen, dass es das Gewinde zerbersten lässt. Vor Freude wohlgemerkt. Nachdem Sänger Philippe D’Orange sich entgültig aus der Band verabschiedet hat, schaut man nach dem Opener und Intro „Vertigo“ bei „The Dragonfly“ erst einmal auf die CD, ob man nicht versehentlich eine Kamelot-CD eingelegt hat. Sänger Fabio Privitera bedient sich nicht des angenehm verrückten Untertons seines Vorgängers, sondern brilliert mit dramatischem Gesang, der die Dimension der Kompositionen wahrlich unterstreicht.

Interessanterweise lässt sich kein Song von „Vertigo hervorheben, denn Sound Storm haben es perfektioniert, die einzelnen Stücke ineinander überfließen zu lassen und eine derart homogene Einheit zu bilden, dass ein orchestraler Film entsteht, der schlichtweg mitreisst wie eine Zeitreise in eine verführerische fremde Epoche, die man nicht mehr verlassen möchte.

Die Songs sind schwelgerisch, bombastisch, extrem gut produziert, bieten ein akustisches Spektakel und erschlagen in Schönheit. Dramatik, Melancholie, sakrale Momente, Übermut und Überwältigung vereinen sich in monumentalen Stücken wie „Metamorphosis“, „Original Sin“ oder „Gemini“.

„Vertigo“ ist ein Fluss, auf dem der Hörer in andere Sphären schwimmt, selten war ein Album derart einnehmend und in den Bann ziehend, jedes Detail ist mit Liebe und Bedacht positioniert, die Stücke bieten alle Facetten menschlicher Emotionen, enorme Abwechslung und sind dennoch aus einem Guß, dass man nach dem letzten Stück sich wundert, ob „Vertigo“ nur eine Spielzeit von 20 Minuten hat.

Schon „Immortalia“ war ein Dauerläufer im Player, doch „Vertigo“ blockiert gnadenlos alle anderen Alben, auch der Langzeittest überzeugt komplett. Beide Alben sind nicht miteinander zu vergleichen, beide Alben in ihrer eigenen Ästhetik perfekt, künstlerisch wertvoller ist aber „Vertigo“.

Es bleibt nur zu hoffen, dass nicht wieder fünf Jahre vergehen bis Album Nummer 4!

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