Use Your Voice
In den vergangenen sieben Jahren haben H2O vor allem auf der Bühne die Sau raus gelassen. Was neues Material anbelangte, hielten sich die New-York-Hardcore-Urgesteine, abgesehen vom Tribute-Album ‚Don’t Forget Your Roots‘, eher bedeckt. Mit ‚Use Your Voice‘ melden sich die Jungs nun wieder lautstark zurück. Wer gerade immer noch denkt, ‚Hä? Wasser!?‘, der stelle sich einfach Sick Of It All mit mehr Melodie und weniger Gebolzte vor. In der Tat gibt es zwischen beiden Bands so einige Gemeinsamkeiten, sei es nun der Look oder die Message der Songs. Zufall ist das sicher nicht, schließlich schleppte Sänger Toby Morse einst als Roadie für SOIA die schweren Boxen auf die Bühne. Und überhaupt hält die New Yorker Hardcore-Clique ja zusammen wie Pech und Schwefel. Lower East Side Family und so. Doch wie klingt die neue Scheibe denn nun?
Mit ‚Use Your Voice‘ wagen H2O keine Experimente und greifen auf ihre bewährte Formel schneller Akkordfolgen gepaart mit einer riesigen Portion positiver Energie zurück, die selbst dem depressivsten Emo-Kid ein Grinsen unter den schwarzen Scheitel zaubern dürfte. Thematisch dreht sich wieder alles um Freundschaft, Musik, sich treu bleiben und den Zusammenhalt der Hardcore-Szene. Die Neunziger lassen grüßen. Aber wer hat bei diesem Albumtitel schon was anderes erwartet!? Noch mehr Hardcore-Klischees findet man höchstens noch bei den Nachbarn von Madball und deren letztjährigem Release ‚Hardcore Lives‘. Der Traditionalismus, wenn man es so nennen mag, setzt sich auch in der Tracklist fort. Vom ersten bis zum letzten Song gibt es schnellen, melodischen Punkrock mit den obligatorischen Gang Shouts und Singalongs, der selten über die Zweiminutenmarke hinausgeht und schon gar nicht vom Standardmuster abweicht.
Laut Bassist Adam Blake war es das Ziel, vom Sound her direkt an den Vorgänger ‚Nothing To Prove‘ anzuknüpfen, mit dem die Band anno 2008 ihre Nische gefunden hatte. Ein bisschen Pop, ein bisschen Skate aber immer noch rotzig genug, um als New-York-Hardcore durchzugehen. Das ist ihnen durchaus gelungen, denn im Prinzip klingt ‚Use Your Voice‘ wie eine B-Seite des Vorgängers. Sich irgendwelchen Trends angepasst zu haben, kann man H2O jedenfalls nicht vorwerfen. Nothing to prove, indeed! Einen Innovationspreis bekommen die Herren aber auch nicht, da sie ihre Komfortzone nicht einmal mit dem kleinen Zeh verlassen. Wo Sick Of It All bei jedem neuen Album zumindest in kleinen Teilen noch das eine oder andere Experiment wagen, bleiben H2O konsequent beim Altbewährten. Da sich mit dem Altbewährten nach wie vor Feuer unter dem Hintern machen lässt, ist das alles kein großes Drama. Dafür aber auch kein Evergreen.