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Under Stars

Jede SciFi- oder Fantasy-Story wird erst zum akzeptierten Epos, wenn sie es ins Trilogie-Format schafft. Wir vergessen an dieser Stelle einmal das Marvel Cinematic Universe (22 Kino-Episoden sind eh reine Streberei) und gratulieren lieber John Mitchell dazu, es mit seinem Lonely Robot-Projekt in eine Reihe mit „Matrix“, „Mad Max“, Zurück in die Zukunft“, „Der Herr der Ringe“ (schon die Vorlage eine Trilogie!) und natürlich der EINZIG WAHREN „Heiligen Trilogie“ geschafft zu haben. Und auch wenn „Under Stars“ keine Ewoks zu bieten hat, schafft es der Vielbeschäftigte, „seiner“ Trilogie ebenfalls einen ziemlich krönenden Abschluss zu setzen.

Wobei, so ganz habe ich die die Story hinter den bisherigen Lonely Robot-Alben nicht so ganz verstanden, wenn es denn überhaupt eine wirkliche traditionell erzählte Geschichte gab. Unterhaltsam waren Mitchells gerne sarkastisch vorgebrachte lyrische Exkursionen zur menschlichen Befindlichkeit, Individualität und Einsamkeit aber dennoch. Musikalisch hat Mitchell sowieso noch nie etwas anbrennen lassen, und auch auf „Under Stars“ reißt da nichts ein: vielleicht etwas Synthie-lastiger und atmosphärischer als auf den Vorgängern, aber jederzeit urtypisch JohnMitchell. Die vielen ruhigeren Stücke lassen aber deutlicher denn je erkennen, dass John nicht nur ein großartiger Songschreiber und Gitarrist ist, sondern auch ein ziemlich feiner Sänger, der sich trotz oder eben wegen Komplettverzicht auf Falsett-Pathos mit weit mehr authentischem Gefühl artikuliert als der Großteil der Prog-Konkurrenz. Wobei er sich der „Prog-Konkurrenz“ allerdings eh‘ nur teilweise zum Vergleich anbietet. Schon bei der Alternative-Rock-Band The Urbane (eigentlich auch ein Soloprojekt) hat sich Mitchell als großes Talent für eingängige Pophooks bewiesen, und mit Songs wie ‚The Authorship Of Our Lives‘, ‚How Bright Is The Sun‘ (einfach schön!) oder ‚Icarus‘ darf er dieses auch auf „Under Stars“ ausspielen. Dass der progressive Anteil dabei ein wenig geringer ausfällt, macht überhaupt nichts – unterm Strich zählt schließlich die Qualität des Ganzen, und „Under Stars“ kann ohne Frage mit dem ersten Kino-Album und dem „Glitter“-Zweitwerk der erwähnten The Urbane als in sich geschlossenstes und ganz subjektiv betrachtet auch bestes Album von Johns bisheriger Karriere gelten. Und auch ohne das Konzept hinter Lonely Robot verstanden zu haben, die lyrischen wie musikalischen Querverweise, die sich über das Album verteilt haben, sorgen tatsächlich für ein episches Flair und vereinen die drei Alben schließlich wirklich zur zusammengehörigen Trilogie.

John Mitchell hat in den letzten Jahren mehrmals (auch von Whiskey-Soda) die Kritik hören müssen, auch abseits von Arena etwas zu omnipräsent zu sein und damit einen gewissen Übersättigungseffekt auszulösen. Speziell auch, weil seine Projekte wie Frost*, It Bites oder Kino stilistisch recht ähnlich ausgefallen sind und ihn allesamt als Sänger, Gitarrist und, mit Ausnahme von Frost*, als Hauptsongschreiber featuren. Mit „Under Stars“ präsentiert er aber ganz eindeutig den Beweis, dass er es nach wie vor auch in sich hat, wirklich Besonderes abzuliefern – vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn John sich tatsächlich künftig mit voller Energie einem einzigen Soloprojekt widmen würde. Auch wenn Lonely Robot mit „Under Stars“ erst einmal abgeschlossen scheint: über ein Prequel würde sich mit Sicherheit nicht nur der Schreiber dieser Zeilen freuen. Solange John darin nix von Midichlorianern erwähnt, versteht sich.

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