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… Und Das Geht So

Nach dem überragenden Erfolg der „Ich Vs. Wir“-Platte und der gleich darauf folgenden EP „Der Süße Duft Der Widersprüchlichkeit“ gönnen sich Kettcar jetzt eine Werkschau. Mit dem Livealbum „…Und Das Geht So“ (Grand Hotel van Cleef) werfen sie einen Blick zurück auf das, was ihnen in den letzten zwei Jahren Tourleben so widerfahren ist. Der Albumtitel ist die vermutlich meist verwendete Songankündigungsphrase bei Kettcar. So verwundert es zunächst, dass ausgerechnet diese in den ersten Songs gar nicht vorkommt, aber danach weiß man, warum die Scheibe so genannt wurde. Leider stört auch genau das ein klein wenig die heavy Rotation der Platte.

Das neue Album bietet im Prinzip eine Setlist der vergangenen Kettcar-Konzerte. Der Opener „Rettung“, dem der Druck der Bläser gleich zu Anfang besonders gut steht, und der das Heldentum des Protagonisten auf eine neue Ebene hebt begeistert den Hörer. Aber bei Kettcar bedeutet der Bläsereinsatz nicht, dass es sich nun nach Ska anhört oder sich die langjährigen Fans gar an Rantanplan-Zeiten erinnert fühlen – Offbeatklänge sucht man hier vergeblich. Vielmehr setzen die Bläser bewusste Akzente, sind aber auch nicht bei allen Songs vertreten. Es gibt kleine Anekdoten, z.B. darüber, warum man politische Lieder („Sommer ‘89“) und Liebeslieder („Balu“) sehr wohl nacheinander spielen kann oder wie „Balkon gegenüber“ nach 18 Jahren nun doch zu einer zweiten Strophe gekommen ist. „Der Tag Wird Kommen“, der einzige Song der Platte der nicht von Kettcar, sondern von Marcus Wiebusch Solo stammt, bekommt in dieser Live-Variante einen zum Spannungsbogen der Geschichte passenden, nahezu apokalyptisch anmutenden Sound spendiert. Gänsehaut pur.

Kettcar haben mit „…Und Das Geht So“ eine Platte geschaffen, die wie ein Polaroid wirkt. Sie zeigt Kettcar 2019, und im Gegensatz zu der allgegenwärtigen digitalen Bilderflut, die irgendwann doch im Äther verschwindet, bleibt das kleine Polaroid am Kühlschrank hängen – neben all den Postkarten, Einkaufszetteln und Einladungen. Weil man sich gerne erinnert. Erinnert an eine Zeit, in der man zuerst nicht mal wusste, ob es gut oder schlecht war, dass Kettcar wiederkommen. Das kleine Polaroid beantwortet diese Frage mit einem Ausrufezeichen.

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