Two and a Half Girl – Evidence of a Broken Mind
Kennt noch jemand Dover? Die Spanier*innen, die um die Jahrtausendwende mit Alben wie „I was Dead for Seven Weeks in the City of Angels“ diese wunderschöne Mischung aus Alternative Rock und Punkrock gespielt haben? Wer diese Musik mochte, dürfte sich beim Opener „Eighteen Months“ des Debütalbums „Evidence of a Broken Mind“ (Suburband) von Two and a Half Girl wohligwarm in diese Zeit zurückversetzt fühlen.
Two and a Half Girl sind ein junges Quintett aus Utrecht. Sie vermischen Punkrock, modernen Hardcore und Rock miteinander. Inhaltlich wollen die zwei Mädels und drei Jungs mit ihrer Musik kritische Themen wie psychische Gesundheit oder die Akzeptanz von Homosexualität bzw. LGBTQI+ ansprechen.
Ihre gesellschaftskritischen Ambitionen können ihrer Musik sofort angemerkt werden. Denn angesichts des kräftigen Ausdrucks in Gesang und Musik verblassen die Erinnerungen an Dover sehr schnell. Viel mehr kommen Gedanken an die legendären Distillers oder die ebenfalls noch jungen Clowns aus Australien mit ihrem modernen Punkrock auf.
Das spannende an „Evidence of a Broken Mind“ ist, dass Two and a Half Girl nicht nur ohne Rücksicht auf Verluste drauf los brettern, sondern mehr bieten. Trotz ihrer straighten Energie weisen sie ein gutes Gespür für Melodien auf. Dabei verharren sie nicht in altgedienten und standardisierten Punkrock-Songaufbauten, sondern geben den Liedern auch immer wieder die notwendige Zeit zum Atmen. Das tut nicht nur der Musik, sondern ebenso den Zuhörer*innen und dem gesamten Album gut. Ebenso scheuen sich nicht Tempovariationen vorzunehmen und Breakdowns, Spoken-Word-Passagen, ruhigere Momente oder sogar den Song „Fire“ mit A-Capella-Gesang enden zu lassen. Damit zeigen sie, dass Punkrock im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wahrlich mehr zu bieten hat als das Klischee des 3-Akkorde-Geschrammels.
Two and a Half Girl sind mit ihrem Debüt „Evidence of a Broken Mind“ definitiv eine der spannendsten und positivsten Überraschungen des Jahres im Bereich Punkrock. Für Freund*innen dieser Musikrichtung ist reinhören Pflicht! Es bleibt nur zu hoffen, dass die Platte keine Eintagsfliege bleibt und die Band ihren Weg konsequent weitergehen wird.