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THEES UHLMANN – „The struggle is real“

Auf der riesigen Bühne der Muffathalle München wirkte die im Hintergrund wartende Akustikgitarre nebst eines Lesepultes fast ein wenig verloren. Eine gewaltige Dimension für so eine intime Veranstaltung wie eine Lesung. Als Thees Uhlmann die Bühne betrat, eröffnete er den Abend mit dem Song „Der Mord An Vicky Morgan“ von den Toten Hosen. Erstmal die Füße auf sicheres Terrain stellen. Danach wurden die wichtigen Dinge des Abends geklärt, z.B. dass Bier holen nicht als Makel empfunden wird! Nachdem die ersten Nettigkeiten ausgetauscht waren, wie z.B. ein lieb gemeintes „Fuck Off Ihr Wichser! an das Publikum seitens Thees Uhlmann begann er aus dem ersten Kapitel vorzulesen. Ein Abschnitt über seine persönliche Punk-Initialzündung in Form des ersten Toten Hosen-Konzertes aus einer Zeit, in der noch nicht tausende audio-visuelle Beweisschnipsel eines Konzertes existierten. Dafür aber das Gefühl zurückblieb, einen unbeschreiblichen Moment erlebt zu haben.

Die Geschichte von Thees Uhlmann und den Toten Hosen verwob sich über die Jahre immer enger. Aus Fantum wurde Freundschaft, Umfeld natürlich eingeschlossen. So durfte dann auch das Kapitel über Patrick Orth, den Geschäftsführer des Plattenlabels der Toten Hosen, nicht fehlen. Schon seit der Gründung des eigenen Plattenlabels Grand Hotel Van Cleef (Tomte, Kettcar, u.a.) stand Patrick Orth als Freund und Berater zur Seite. Zwischendrin wurden die Leseparts immer wieder kurz unterbrochen vom Weglegen des Buches, und der Darstellung der Hintergründe: eine Original(ton)getreue Wiedergabe der Beendigung der Telefonate mit Mama Uta beispielsweise oder überhaupt ein Exkurs über Uhlmann‘sche Weihnachtsrituale. Und eine kurze Erklärung, dass bei einer vergangenen Lesung der Tour das Psychologie-Seminar der Uni Hannover vor Ort war, um in Sachen Ödipus-Komplex-Forschung die Lesung zu besuchen.

Der Sänger näherte sich von allerlei Seiten dem „Nukleus des menschlichen Lebens“, wie er es nennt – andere sagen dazu Musik. Es wurde mit dem Publikum fröhlich darüber diskutiert, ob noch jemand anwesend ist, der die im Buch angesprochenen Bands von früher kennt. Als sich nur einer im Publikum meldete, versprach Thees Uhlmann ihm, er dürfe sich nachher am Merch ein T-Shirt mitnehmen. Ein Shirt mit dem Aufdruck „Dicke Bunte Blasen“ als Referenz auf das Hosenshirt von 1983 „Ficken, Bumsen, Blasen“. Musik gab es auch immer wieder: „Avicii“, oder „Reisefieber“ – keiner zieht das Wort „trotzdem“ dabei so schön in die Länge wie der ehemalige Frontmann von Tomte. Es waren die kleinen Momente, welche den Abend unterhaltsam machten. Buch aufnehmen. Ansetzen. Denken. Buch weglegen. Doch auf Zwischenruf antworten.

Fotocredits:
Live-Bilder: Melanie
Artikel-Bild: Ingo Pertramer

 

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