|

The Void

Welchem Thema sich Inner Odyssey auf ihrem neuen Album „The Void“ (Eigenpressung) widmen, wird schon beim Anblick des von Kevin Stapleton entworfenen Covers deutlich. Auf diesem steht eine eher klein gehaltene Person auf einem Berg aus Monitoren in einer digitalen Stadt. Eine überdimensional große Hand greift nach ihr. Es geht also um einen Menschen, von dem die virtuelle Welt Besitz ergreift.

Genauer gesagt steckt hinter „The Void“ ein ausgeklügeltes Konzept. Inner Odyssey beschreiben in neun Songs die Geschichte eines Individuums, welches an seinem eigenen Mangel an Selbstvertrauen sowie an der Zurückweisung der realen Welt verzweifelt. Als Konsequenz daraus flüchtet es in die virtuelle Realität. Angesichts heutiger gesellschaftlicher Entwicklungen ist dies ein Thema, das wohl leider Alltag sein dürfte. Um die Geschichte sprachlich möglichst realistisch und präzise zu erzählen, verwendet das Quintett Metaphern aus Videospielen, Online-Pornografie und Social Media.

Auch musikalisch versuchen die aus Quebec City stammenden Musiker den Inhalt der Texte umzusetzen. Bereits beim Opener „Overchanging“ sind Synthesizer und Keyboard im Einsatz. Dies versetzt die Zuhörer direkt in die passende virtuell-elektronische Stimmung, um sich mit der inhaltlichen Thematik auch gefühlsmäßig auseinandersetzen zu können. Deswegen wird diese Atmosphäre über das ganze Album aufrecht gehalten. Kaum ein Song, der keine elektronischen Elemente enthält. Ebenfalls werden Vocoder und 8-Bit-Sounds im Stil alter Videospiele als zusätzliche Bereicherung verwendet. Besonders elektronisch geprägt ist der Titeltrack „Into the Void“. Dieser bewegt sich fast ausschließlich im Elektro-Ambient-Bereich, bis gegen Ende dann doch noch ein Gitarrensolo hervorsticht, welches fast schon logischer Weise vom Keyboard abgelöst wird.

Natürlich handelt es sich trotz dessen nach wie vor um das Werk einer Progressive-Rock-Gruppe. Dies wird auch auf „The Void“ deutlich. Zwar ist der Großteil im getragenen Rock-Tempo komponiert, welches sich mit ruhigen Songs wie „Don’t Walk Away“ abwechselt. Jedoch gibt es im Vergleich zu den beiden Vorgängern eine Neuerung. Songs wie „Overchanging“, „Nemesis“ oder „The Reckoning“ besitzen musikalische Ausbrüche, bei denen die harten Gitarrenriffs bis in den Metal hineinreichen. Dafür greift Gitarrist Vincent Leboeuf Gadreau sogar extra zu einer sieben-saitigen Gitarre. Aber auch Bassist Alex Rancourt zeigt immer wieder sein Können, wie beim wunderbaren Beginn von „I’m Fine“.

Bei „The Void“ handelt es sich um den ersten Longplayer von Inner Odyssey seit fünf Jahren. Die lange Pause und die darin vorgenommenen vielen Wechsel in der Besetzung der Band merkt man den Kanadiern jedoch nicht an. Zu sehr aus einem Guss wirkt ihr drittes Werk und bietet gleichzeitig eine Menge Abwechslung in einer gut abgestimmten Atmosphäre.

Inner Odyssey bei Facebook
Bandhomepage

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar