The Spotlight Effect
Manchmal ist es schwieriger, als Band aufgelöst zu bleiben. Auch die Briten Strangefish haben sich nach ihrer Trennung 2008 wieder zusammengetan und veröffentlichen knapp zehn Jahre später ihr Comeback- Album „The Spotlight Effect“. Tja, wen der Virus erst mal gepackt hat, der kriegt ihn eben nicht mehr los.
Wenn es nicht im Info stünde, dass Strangefish aus Manchester stammen, es hätte nicht mehr als die ersten Töne des akustischen Openers ‚Death Of Common Sense‘ gebraucht, um das festzustellen. Steve Taylor singt da mit einem derart schönen „Manc“, einem nordenglischen Akzent, dass es selbst einem Shaun Ryder gefällig wäre. Aber auch wenn die Band sich nicht in folkigen Akustiksounds a la Billy Bragg, sondern in klassischen Progsounds austobt, ist Taylors Stimme ei „The Spotlight Effect“ bereits die Hälfte der Miete wert. Denn von ihm gibt’s keine entrückten Sphärenklänge, Taylors raue, emotionale und kraftvolle Stimme hält die Musik von Strangefish angenehm bodenständig und würde sich in den härteren Momenten auf einem 77er-Style-Punkrock-Album genauso gut machen wie auf einer vergessenen NWOBHM-Perle. Seine Co-Sängerin Jo Whittaker tritt da meist respektvoll in den Hintergrund und liefert „nur“ eine Begleitstimme dazu. Ohne der Dame zu nahezutreten: die wenigen Momente, in denen sie die Leadstimme übernimmt, verbringt der Hörer eher damit, auf Taylors Rückkehr zu warten. Doch zusammen ergibt das eine höchst faszinierende Mischung, die nicht selten an die frühen Fairport Convention erinnert – gerade, wenn in ‚Summer Slips Away‘ wieder die Akustikgitarren herausgeholt werden. Der untypische Gesang bringt viel Wiedererkennungswert und passt perfekt zur Musik, die, neben einem traditionellen Neoprog-Fundament genauso auf knackige Hardrockriffs von Gitarre und Orgel aufbaut, die auch auf einem Deep Purple-Album der Achtziger (und später) nicht fehl am Platz wirken würden. Textlich betätigen sich Strangefish durchaus zeitkritisch und teilen mit viel Sarkasmus gegen die Mediengläubigkeit der Neuzeit aus.
Auch das Artwork der Scheibe ist so simpel wie genial und nicht, was es auf den ersten Blick zu sein scheint: weder Cthulhu noch Dr. Zoidberg haben für’s Cover Modell gestanden. Nur bei der Produktion des Albums muss man ein paar Abstriche machen – klar, Strangefish sind eine Semipro-Underground-Band von Überzeugungstätern, und da ist eben kein Millionenbudget vorhanden. Dafür punkten sie mit sympathisch eigenständigem Stil, guten Songs und einem fantastischen Sänger – und diese drei Dinge kann auch eine Millionen-Digital-Super-Duper-Produktion nicht ersetzen. Ein echter Geheimtipp für alle, die gerne nach verborgenen Diamanten graben. Zu beziehen im Webshop von Just For Kicks!