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The Sound Of Breaking Waves

Revolverheld, Silbermond, Juli, Nena, Clueso (absteigend nach Belanglosigkeitsgrad sortiert) – alle wollten sie irgendwann einmal, um sie sich in den Schatten zu stellen. Eine Vorband wie Tune Circus macht sich eben gut, wenn man auffallen will. Gitarre, Schlagzeug, Bass, steife Sounds, handzahme Rhythmen – das ist generischer Mainstream-Rock, wie man ihn sich wünscht, wenn man Schwierigkeiten hat, mit Musik umzugehen. ‚The Sound Of Breaking Waves‘ schwadroniert titelnd von Klangästhetik, ist aber in seiner Produktion selbst so platt wie der französischste Pfannkuchen. Und es handelt von „Erfahrungen, Gefühlen und Situationen“. Krass. Endlich wieder eine Band, die sich was traut.

Am Mikrofon der zimmertemperierten Poprocktruppe steht Robert – er selbst nennt sich „Rockbert“ (kein Scherz!) – Reister. Rockbert klingt wie Jimmy Pop mit Mandelentzündung, wie er da etwa in ‚London Town‘ leidenschaftslos jene Phräslein vorbetet, die man gemeinhin beim Einheizen eines Publikums verfeuert. Oder sich das Gros der restlichen Spielzeit abrackert, mit notdürftigem Wortschatz und ungelenker Männerpoesie eine Um- oder Abgeworbene zu klären. ‚Blow Those Fuckers Away‘ ist der niedlich anmutende Versuch, trotz alledem noch lässig rüberzukommen – und was könnte da bequemer sein als ein bisschen Stimmung gegen den Geldadel. Ein hölzerner Schulterschluss mit der Punk-Klientel, der nicht nur für sich genommen grandios scheitert, sondern mit der skandalösen Entdeckung des im Album-Sleeve abgedruckten Logos der „Kreissparkasse Ludwigsburg“ (Hat die noch Ausbildungsplätze frei?) vollends der Lächerlichkeit preisgegeben wird. ‚Until The End‘ ruft dem Rezensenten trotz widrigster Umstände sein Durchhaltevermögen in Erinnerung, zeigt aber für Tune Circus, dass auch und gerade die melancholische Färbung in Zukunft tunlichst umfahren werden sollte. Wie eigentlich auch jedes Tonstudio.

Die Promo-Info zitiert einen Konzertbesucher namens Paul. Paul kommt aus Manchester, hat Led Zeppelin zweimal gesehen, findet Tune Circus aber trotzdem geil. Wenn bei diesem Album auch nur halb so viel schief liefe wie bei Paul, wäre einiges gewonnen. Doch leider nein: Hier ist alles begradigt, genormt, konsumfreundlich um jeden Preis. Ohne Mumm, ohne Haltung und in höchstem Maße verzichtbar.

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