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Twist And Turn

2013 mussten Lingby ihren Muttis erklären, was dieses Melt! ist und was man da tut und warum auch sie mitmachen würden. Einer hinreichenden Mehrheit stilsicherer Musikhörer ist es zu danken, dass die fünf Kölner einen Raketenstart in Richtung große Bühne hinlegen konnten. Das sollte es aber noch nicht gewesen sein. Denn die Stimmgewalt im Rücken war ohne Weiteres in Sachen Crowdfunding wiederverwend- und verwertbar. Lingby feierten das Fest, wie es fiel und ließen ‚Twist And Turn‘ entstehen. Und das klingt ganz und gar nicht so, als hätten sie sich groß verbiegen müssen.

Im Gegenteil: Auf diesem zweiten Album begegnen sich ganz ungezwungen Postrock-Attitüde und Indiepop-Hauch, sanft angeschlagene E-Gitarren, Klavier, Synthies und … Bläser. Flügel- und Waldhorn, um genau zu sein. Was überambitioniert und zugepackt scheint, ist in Wirklichkeit eine Aneinanderreihung kaum zufälliger Glücksgriffe, wohldosiert und mit Liebe und Fingerspitzengefühl in Einklang gebracht. Lingby haben viele Gesichter. Das liegt auch daran, dass die Schwestern Judith und Carmen Heß und Willi Dück das Gesangliche untereinander aufteilen und so das – nicht zu verachtende! – Begegnungserlebnis immer wieder auf Anfang stellen – bis es sich irgendwann von selbst und damit den Hörer auf Händen trägt.

Obwohl Lingby das filigrane Phrasieren in Fleisch und Blut übergegangen ist, zeigen sie keine Scheu vor fetteren Sounds, wie sie sie etwa im ruppigeren ‚House Of Glass‘ zu hören sind. Wenn die Synthies mit einstimmen, ist das mindestens willkommen. Wenn sich aber dann noch die mollig warmen Bläser hinzugesellen, reagiert die Mischung zum Indie-Pop(-Rock) unserer kühneren und feuchteren Träume. Und den möchte man ja gerade nicht mit ollem Deskriptivlametta der Sorte „eingängig“, „mystisch“, „melancholisch“, „verträumt“ und Konsorten behängen. Allen, die partout nicht ohne können, sei geflüstert: Wahr ist das trotzdem alles. Aufreizend. Und toll sowieso. Danke, Lingby!

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