The Greater Good EP
Bei Doom Metal denkt man nicht gleich an positive Dinge, aber seit Godflesh’ „Songs Of Love And Hate“ wissen wir, dass das Schlechte niemals ohne das Gute auskommt;. Liebe und Hass, Freude und Traurigkeit, Hoffnung und Verzweiflung. Genau in diesem Spannungsfeld spielt Doom eine elementare Rolle, wenn er nicht über Ritter und Gespenster seine Zeit verschwendet. Auch wird gesagt, dass Doom kaum noch Entfaltungsmöglichkeiten hätte und nur noch in den nieder getrampelten Pfade existieren könne. Dass dies reines Klischeedenken ist, zeigt das Schwedische Kollektiv Aisumasen mit seiner Debüt-EP „The Greater Good“.
So düster die vier Songs auch wirken, so klar und rein sind sie. Keine Nebelschwaden, kein Tastenbombast und keine sphärischen Überlängen – so wie Hardcore ohne Metal-Mosh und Tattoos. Funktioniert. Verdammt gut sogar. Kalte, schneidende Gitarren machen den Auftakt zu knapp sechs Minuten schwer walzenden Klängen, die kaum Abwechslung bieten. Auch das stimmt wiederum nicht, denn wer sich tief in die schwarzen Mahlstrom vom „Miasma“ hinein ziehen lässt, der wird geläutert daraus auferstehen. Aisumasen reinigen die Musik von all ihren kommerziellen Irrungen und schaffen 25 Minuten reinen Doom, der einen mitreißt, grooven, meditieren und auf das heftigste den Kopf bangen lässt. Die vorsichtig eingesetzten Keyboards, Streicher und Samples fallen kaum auf, aber sie steigern den Grad der Gänsehaut ins Unermessliche, wobei die Übergänge, die der knochentrockene Bass-Sound hinlegt, einfach monströs sind. So erscheint „The Nothing Box“ fast schon poppig gegenüber dem Minimalismus von „The Revealtment“, während „Forgora Forinta“ einen stimmungsvollen und melancholischen Ausklang zelebriert.
Bei Aisumasen ergibt Level 11 der Hifi-Anlage einen übergeordneten Sinn, denn je lauter die vier Songs gespielt und genossen werden, desto massiver und intensiver werden sie wahr genommen. „The Greater Good“ ist ein wahnsinnig starkes Debüt. Die Jungs und Mädels können keine Anfänger sein. Nie im Leben!