The Devil You Know
Über ‚Bimbo‘ sagt Sängerin und Gitarristin Julia Kugel, dass er einer der Songs des neuen Albums sei, die sich quasi von selbst geschrieben haben. Tatsächlich transportiert der Opener eine so unerhörte Leichtigkeit, dass man meinen möchte, es hier mit einem lockerflockigen Frühlingsalbum zu tun zu haben.
Das wäre nun äußerst irritierend, weil untypisch für The Coathangers. Und zum Glück hat sich der erste Eindruck spätestens beim dritten Track verflüchtigt. Nicht dass sie ihn nicht drauf hätten, den Pop-Punk der intelligenten Sorte. Das soll sich mit ‚Memories‘ etwas später noch einmal bestätigen. Aber es ist doch der etwas düstere Post-Punk mit den ausgeprägten No Wave-Elementen, den wir von dem Trio aus Atlanta so gern hören wollen.
Dennoch, mit ihrem sechsten Album ‚The Devil You Know‘ setzt die Band eine Art Zäsur in ihre Diskografie. Der Schreibprozess sollte so offen wie möglich sein, das war die Prämisse. Alter Ballast, festgefahrene Gewohnheiten, Erwartungshaltungen sollten abgeschüttelt, der innere Teufel, den man so gut kennt, bekämpft werden. Tatsächlich merkt man der Platte ihre Ausrichtung nach vorne an. Und der Band ihre Kohärenz. Das meint nicht, dass sie auf einmal geschmeidig geworden wäre. Im Gegenteil, den Großteil des Albums prägt ein kantiger Garage-Sound, der sich seiner Einfachheit nicht schämt und mit seiner Wut nicht hinter’m Berg hält (‚Fuck the NRA!‘). Dabei wissen die drei Musikerinnen hörbei genau, was sie tun. Das macht die einfachsten Rifffolgen (‚5 Farms‘) zu einer stilvollen Angelegenheit. Mit dieser klaren Orientierung kann es mit The Coathangers jetzt gerne ewig so weiter gehen.