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Tau

Progressive Black Metal mit rumänischen Texten, genauer gesagt aus dem sagenumwobenen Transsilvanien. Da scheint die musikalische Ausrichtung vorprogrammiert: Vampire, Blut, Dämonen. Keine Erwartung an Negura Bunget könnte wohl weiter von der Realität entfernt liegen. Nach dem gefeierten „Om“ von 2006 und der Trennung von Mitgründern Hupogrammos (Gesang) und Sol Faur (Gitarren) 2013 legt Drummer Negru aka Gabriel Mafa mit neuem Line-Up und „Tau“ den Grundstein für eine Transsilvanien-Trilogie. Treu bleibt man dabei der musikalischen und thematischen Grundausrichtung. Naturmystik sowie spirituelle Traditionen ihrer rumänischen Heimat und ihrer Legenden. Negura Bunget beten nicht zum Gehörnten, sondern verehren die spirituelle Präsenz und Kraft, die in den nebligen Wäldern (altrumänisch = Negura Bunget) ihrers Landes zu finden ist. Im Sinne dieser Philopsophie, vor allem aber natürlich beim Grundgerüst des bandeigenen Sounds fühlt sich die Gruppe jedoch dem schwarzen Metal durchaus verbunden. Der schwankt zwischen atmosphärischen Keyboard-Klängen (mal folkloristisch, mal psychedelisch eingefärbt) und spontanen Extrem-Metal-Eruptionen mit bestialischem Gesang. Zumindest diesbezüglich fällt der Weggang von Ex-Sänger Hupogrammus nicht ins Gewicht. Auch nicht bei den heimischen Folklore-Instrumenten wie der Toaca-Glocke oder der Buhai-Trommel, Flöten und einigem mehr. Mit diesen beginnt auch ‚Namentenie‘, der erste Titel, der außerdem noch mönchsartige Hintergrundgesänge, Growls und eher dezente E-Gitarren aud sich vereinigt. Am Ende gibt ein auffälliger Taktwechsel dem Titel einen spannenden Dreh. ‚Izbucu Galbenei‘ ist rechte Standardkost symphonischem Black Metals, hat aber einen wohlgefälligen Flow. Weitere Titel verknüpfen die teils psychedelisch anmutenden Folk-Metal-Anteile mehr mit dem mal ruhigeren, mal aggressiveren Black Metal. Klassische, klare Melodien entstehen so nicht, sondern eher esoterische Klangbilder, die aber durchaus ihren Reiz haben.

Wenn ich mir Negura Bunget sinnbildich als Druiden im transsilvanischen Wald vorstelle, die am nächtlichen Feuer Magic Mushrooms essen, dann fehlt mir übertragen gesprochen etwas der Rauch und die Erde. Die Produktion ist in diesem Sinne fast schon etwas zu satt, zu klar, zu bombastisch. Bei allen faszinierenden experimentellen Aspekten wie schrillen Folk-Bläsern, Spieluhr-Ähnlichen Saiteninstrumenten und einigem abenteuerlichem mehr bleibt der Gesamteindruck der eines (stimmigen), atmosphärisch-kühlen Black-Metal-Albums mit Folk-Elementen, das eigene Akzente setzt.

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