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Spirit

Comedy of Errors heißt die vermutlich erste Komödie von William Shakespeare, die zwischen 1592 und 1994 verfasst wurde. Aber es ist auch der Name einer wesentlich jüngeren schottischen Progressive-Rock-Band aus Glasgow. Die Schotten sind bereits seit 30 Jahren im Geschäft, entstanden also in der Welle des Neo-Progs, und sie haben kürzlich mit „Spirit“ ihren vierten Longplayer veröffentlicht. Ein geringer Output für das lange Bandbestehen, wobei die letzten drei Alben in den vergangenen vier Jahren veröffentlicht wurden.

Im Gegensatz zu Shakespeares Komödie der Irrungen ist „Spirit“ nicht wirklich komisch geworden, dreht sich das Album doch um Themen wie Trauer und Verlust. Aber auch Hoffnung ist mit dabei, und dieser Themenkomplex wird von den sechs Schotten in elegischen und stark keyboardlastigen Prog-Rock gehüllt. Der aus zehn Teilen bestehende Titeltrack bringt es auf rund 45 Minuten Laufzeit und bietet dem Thema entsprechend ein Wechselbad der musikalischen Gefühle. ‚My Grief Lies All Within‘ beginnt mit sphärischen Synthies, die schnell einem rockigen Gitarrenriff weichen und die Neugierde auf das Kommende wecken. Das Konzeptalbum behandelt Einsamkeit, Verzweiflung, Trauer, Wut, aber auch die Suche und das Vertrauen in Gott. In längeren Instrumentalpassagen, die überwiegend von Jim Johnston an den Tasteninstrumenten getragen werden, wandern Comedy Of Errors musikalisch auf den Spuren von IQ und Marillion. Es gelingt der Band dabei, auch im Jahre 2015 noch neue Seiten im Neo-Prog zu entdecken.

Zu den Highlights des Albums zählen immer wieder solche Momente wie etwa im Segment ‚Can This Be Happening?‘, wenn sich Keyboards und Gitarren packende Duelle liefern. ‚Spirit‘ verbreitet dann dieses ganz spezielle Flair, das offenbar nur britische Progbands zu verbreiten wissen. Einzig bei ‚Ascension / Et Resurrexit / Auferstehen‘ wird es ein wenig zu theatralisch-kitschig, wenn die zuckersüßen Synthies klingen, als wollten sie den Weihnachtsoperetten eines Trans-Siberian Orchestra Konkurrenz machen. Aber zum Glück findet der Track schnell wieder zurück zur epischen und gar nicht mehr kitschigen Verschmelzung von Symphonic- und Neo-Prog. Das alles gipfelt mit ‚Above The Hills‘ in einem hymnenhaften Finale, das nicht nur ein würdiger Abschluss ist, sondern auch noch einmal mit allen Registern demonstriert, dass wir Comedy Of Errors als Band viel zu lange ignoriert haben.

Nach dem epischen Longtrack ‚Spirit‘ folgt noch ein kurzer Epilog, bevor es mit ‚Spirit (Single)‘ noch einen radiotauglichen Ausschnitt aus dem Titeltrack in komprimierter Form gibt – für einen Bonustrack eine nette Idee. Damit ist „Spirit“ ein wunderbares Album für Retro- und Neo-Progger geworden. Vielleicht nicht ganz perfekt, aber dennoch viel mehr als nur ein Geheimtip. Shakespeare wäre vermutlich auch stolz auf diese Schotten.

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