Shades

‚Love And Pain‘: Liebe und Schmerz. Beides liegt oft dicht beisammen. Das ist der richtige Titel, um ein sehr emotionales Bluesrock-Album zu eröffnen, das auch mal psychedelisch kann und immer wieder mal schmutzigen, rauen Garagenrock abliefert. Bluesrock lebt von intensiven Gefühlen, und die sind hier in Hülle und Fülle vertreten.

Singer / Songwriter Doyle Bramhall II blickt auf eine abwechslungsreiche Karriere zurück. Er hat nicht nur Alben für Sheryl Crow geschrieben und produziert, sondern war jahrelang „die musikalisch rechte Hand“ von Eric Clapton. Er hat unter anderem mit Roger Waters und Elton John zusammen gespielt und für Eric Clapton sowohl live in die Saiten geschlagen als auch im Studio Aufnahmen gemacht. 2016 veröffentlichte der Musiker seinen erstes Soloalbum nach 15 Jahren: „Rich Man“, das von den Kritikern gefeiert wurde. Jetzt ist es soweit: Bramhall II legt mit „Shades“ nach und liefert einen schmutzigen Bluesrock-Psychedelic-Mix ab. Die Platte ist sein Debüt bei der Mascot Label Group und zeichnet sich durch einen breiten Stil musikalischer Richtungen aus. Man hört sofort, dass sich Bramhall II niemandem beweisen musste und einfach nur sein eigenes Ding durchgezogen hat. Und das ist ihm hervorragend gelungen. Er schreitet teils gänzlich neue Wege, so wirken zum Beispiel die Streicherarrangements für den Song ‚London To Tokyo‘ recht avantgardistisch und heben sich wohltuend vom übichen Balladen-Schmelz ab. Schmutziger Blues gehört hier ebenso ins Programm wie intime, nur vom Piano getragene Balladen.

Auf dem Titel ‚Everything You Need‘ ist ein alter Bekannter und Freund zu hören: Niemand anderes als der große Eric Clapton persönlich unterstützt seinen Buddy hier mit ein paar typischen (und damit natürlich wunderbaren) Gitarrenlicks und groovt gemeinsam mit seinem Kollegen Bramhall in einem Highglight des Album. Weitere Gastauftritte liefern Norah Jones, The Greyhounds und die Tedeschi Trucks Band ab. Die Jazz- und Soulsängerin Jones liefert sich auf ‚Searching For Love‘ ein atmosphärisch dichtes, stimmiges Duett mit Bramhall, das leicht schleppend beginnt und das im weiteren Verlauf mit der fragilen, leicht jazzigen Bluesgitarre weitere Akzente setzt. Die Greyhounds hingegen sorgen dann für Drive und eine psychedelische Grundstimmung für alle Zeppelin-Fans.

Gegen Ende wird es dann mit der Unterstützung der Tedeschi Trucks Band ein bisschen countrylastig mit der groovenden Rocknummer ‚Going Going Gone‘. Abwechslung wird bei Doyle Bramhall II groß geschrieben, und eben diese Abwechslung, die Zwanglosigkeit und die Freiheit, sich keinerlei Genre-Konventionen beugen zu müssen, machen aus „Shades“ ein wirklich au0ergewöhnlich gutes Album. Es ist die persönliche Reise eines begnadeten Musikers, der so viel mehr ist als nur die „Rechte Hand“ des großen Eric Clapton.

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