Setting Sons (Deluxe Edition)
Das vierte Album von The Jam erschien vor fast genau 35 Jahren im November 1979 und setzte den kommerziellen Kurs des Vorgängeralbums fort. Auf „Setting Sons“ verschmilzen Punk-Rock, New Wave und Pop zu einer großartigen Musikmischung, die auch nach mehr als drei Jahrzehnten noch frisch und relevant klingt. Ohne überschwänglich zu werden, darf man von einem zeitlosen Meisterwerk sprechen.
Für die neue „Deluxe Edition“ wurden die analogen Originalbänder remastert und neu abgemischt. Dass deswegen Klassiker wie „The Eton Rifles“ oder das herausragende „Smithers-Jones“ besser als vorher klingen, kann man nicht behaupten. Eine Klangoptimierung gegenüber der letzten Version von 1997 ist zumindest für durchschnittliche Ohren nicht feststellbar, ohrenscheinlich aber auch keine Verschlechterung.
In Sachen Quanität hat sich allerdings eine Menge getan, und das erhöht wiederum die Qualität. Unter den acht Bonustracks auf der ersten CD sind neben Single-Edits der Albumsongs auch B-Seiten („The Butterfly Collector“, „See-Saw“, „Dreams Of Children“) und Singles, die nie auf einem Album waren, darunter der große und großartige Hit „Going Underground“ sowie „Strange Town“ und „When You’re Young“.
Die zweite CD enthält den BBC-Konzertmitschnitt von 1979 aus dem Londoner Rainbow Theatre, der als Bonus-CD in der limitierten Ausgabe von „The Jam At The BBC“ erhältlich war. Allerdings ist die inzwischen nicht mehr ganz so leicht (oder so günstig) zu bekommen. Die Veröffentlichung in diesem Verbund macht also Sinn, auch aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs. Die Live-Aufnahme ist, wie bei vielen Konzerten aus dieser Zeit in London, mitreißend – nicht zuletzt dank des hörbar begeisterten Publikums.
Diese „Deluxe Edition“ auf zwei CDs ist für sich genommen nahezu perfekt. Was das Booklet angeht, hätten aktuelle Interviews mit Paul Weller oder Bruce Foxton die Liner-Notes noch interessanter gemacht. Ein Luxusmakel.
Die parallel erscheinendene limitierte „Super Deluxe Edition“ ist erstaunlicherweise keine eindeutige Steigerung dieser Doppel-CD. Zwar kommt die „Super-Box“ mit drei CDs, einer DVD, einem Hardback-Buch und zahlreichen Gimmicks für Sammler. Aber: Das Konzert aus dem Rainbow Theatre ist nicht dabei. Sollte dahinter eine gezielte Strategie stecken (Gedanke: Echte Fans haben Rainbow-Show und Gelegenheits-Hörern nutzt Live-CD mehr als Demos), dann war das genial. So werden beide „Deluxe-Ausgaben“ ihre Abnehmer finden.
Und damit machen Polydor und Universal vor, was andere Labels nicht immer kapiert haben. Auf dem radikal veränderten Musikmarkt muss ein tolles Produkt exakt auf die Zielgruppe zugeschnitten werden, damit es funktioniert. Dann wird ein hervorragendes Album auch in der Neuauflage ein hervorragendes Produkt, das Fans und Plattenfirma gleichermaßen beglückt.