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Roots And Roads

Da ist er wieder, der Mann, der eine sehr erfolgreiche Karriere beim Weltkonzern Microsoft aufgab, um seinem Herz als Musiker zu folgen. Nach erfolgreichem, völkerverständigendem Wirken mit den Oriental-Metal-Pionieren Orphaned Land verfolgt Yossi Sassi seit 2011 sehr aktiv seine Solokarriere. Mit „Roots and Roads“ legt der Israeli sein drittes Solowerk in diesem kurzen Zeitraum vor. Wobei das Cover-Artwork des neuesten Albums erstmals die „Yossi Sassi Band“ benennt – ist das noch ein Soloalbum? Wie auch schon beim Vorgänger hat der Multiinstrumentalist (Sassi beherrscht 17 unterschiedliche Saiteninstrumente) zahlreiche potente Gastmusiker auf seiner Platte versammelt, unter anderem (wieder) Ron „Bumblefoot“ Thal (Guns ’n‘ Roses), der israelischen „Pop-Idol“-Gewinnerin Diana Golbi (Duett auf ‚Root Out‘) und Zaher Zorgati (Myrath).

Stilistisch wirkt das neue Werk experimenteller, offener, weniger homogen als noch „Desert Butterflies“. Das ist wohl auf die „Roots“ im Albumtitel zurückzuführen. Von einer Rückkehr zu seinen Wurzeln kann man wohl nicht sprechen, denn schliesslich machte Sassi nie einen Hehl aus seinem Fundament in der orientalischen Folklore. Und dennoch, „Roots and Roads“ hat im direkten Vergleich weniger Progressive Rock und mehr orientalische Weltmusik zu bieten als noch das 2014er Album. Teilweise entfernt sich der Songwriter dabei recht weit von selbst progressiver Rockmusik, wie zum Beispiel im ausdrucksstarken, achtminütigen Instrumental ‚Winter‘. Dort lotet Sassi psychedelisch-dissonant die Grenzen seiner bisherigen Musik aus, ohne die bekannten Elemente je völlig vermissen zu lassen. Gleichzeitig finden sich, vor allem auf der ersten Hälfte des Albums aber auch sehr eingängige Songs, die geradezu Hit-Potential haben. ‚Palm Dance‘, die erste Video-Auskoppelung des aktuellen Oeuvres, ist die perfekte Symbiose aus Rock und Orient. Ein klassisches Metal-Riff, kombiniert mit einer klassischen Orient-Folk-Melodie, die immer wiederkehrt, obwohl sie schon beim ersten Mal direkt im Ohr bleibt. Ähnlich ist ‚The Religion of Music‘ konzeptioniert, das dank seiner Vocals von Myrath-Frontmann Zaher Zogarti die Nähe von Sassi zu dessen Band zeigt.

Dass Sassi ein bekennender Verfechter der Dualitäten ist, die das Leben mit sich bringt, zeigt dieses Album sehr stark. Er scheint auf dem Weg zu sein, und der besteht nun mal aus Gegensätzen. Insofern ein authentisches Album, dessen stilistische Gegensätze nach dem Vorgänger allerdings wohl nicht Jedermanns Sache sein dürften.

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