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Resilience

Black Inhale sind bei weitem keine unbekannten Gesichter mehr in der Metal-Szene, doch es beschleicht den geneigten Zuhörer das Gefühl, dass sie in Deutschland noch immer ein wenig unter dem Radar fliegen. Mit ihrem dritten Album „Resilience“ (Stamping Ground) wollen sie deswegen nun zum großen Wurf ansetzen. Dafür mussten sie allerdings zunächst das Hindernis überwinden, dass ihnen Gitarrist und Bassist abhandengekommen waren. Für die Band eine nicht ganz einfache Situation. Mit Andrés Cuenca an der Gitarre und Mauro Putzer am Bass konnten jedoch zwei geeignete Kandidaten gefunden werden.

Das neue Werk der Österreicher beginnt durch „Dissociation“ und „Escape Room“ mit zwei typischen Songs des modernen Thrash Metal: In den Strophen scheppert es ordentlich, während in den Refrains Tempo und Härte gedrosselt werden und auf Eingängigkeit gesetzt wird. Die Kollegen von Trivium lassen grüßen. Allerdings sitzen die Melodien von Black Inhale bei weitem nicht so gut wie bei den Amerikanern.

Mit „Final Sorrow“ folgt dann das erste Highlight. Das Tempo nimmt etwas ab, aber die Atmosphäre wird in einem sich entwickelnden Song immer dichter gedrängt. Die textlich ausgedrückte Unsicherheit und Frustration nimmt man Sänger Raffael „Schlo“ Trimmal auch wirklich ab.

Mit „The 4th Dimension“ schließt ein gelungener Thrasher an, bevor „Absorbing Energy“ etwas überraschend als ein halb-akustischer Instrumental-Song daherkommt. Er nimmt die bisher entstandene teils unbehaglich bedrückende, aber teils auch optimistische Stimmung geschickt auf und trägt sie in die zweite Hälfte des Albums. So kann der Titeltrack an diese wunderbar anknüpfen, bevor mit „Jaded“ und vor allem „My Wish 2 Bleed“ zwei moderne Thrash-Metal-Stampfer kommen, die keine Wünsche offen lassen. Sie besitzen genau die richtige Mischung aus Härte und ein wenig Melodie, ohne jedoch letztere zu sehr ausufern zu lassen, wie es zu Beginn von „Resilience“ der Fall war. Beendet wird der Longplayer von einem Doppelpack. „Illusion“ dient als instrumentale Einleitung für den abschließenden Höhepunkt „The Cube“. Hier zeigen Black Inhale noch einmal ihr gesamtes musikalisches Spektrum: Atmosphäre, abwechslungsreiche Gitarrenarbeit und emotionaler Ausdruck. Dadurch könnte der Song in seiner Qualität auch problemlos aus den großartigen Zeiten der 00er Jahre von Machine Head stammen.

„Resilience“ bedeutet den Willen zu haben, nach Rückschlägen immer wieder aufzustehen. Wenn Black Inhale diesem Willen mit all seinen positiven und negativen Emotionen freien Lauf lassen und nicht um jeden Preis versuchen, die Songs in ein eingängiges Korsett zu pressen, kommen die Stärken ihrer Musik deutlich zum Ausdruck. Über weite Strecken des Albums gelingt ihnen dies ausgesprochen gut, sodass die meisten der zehn Tracks Beispiele für starken modernen Thrash Metal sind.

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Foto: Jörg Varga

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