| |

Pony

‚I’ve been around this world and it’s rotten to the core.‘

Es scheint wenig Hoffnung zu geben in der Welt von Orville Peck. Bis in die Tiefe seiner Seele melancholisch verarbeitet er auf seinem Debütalbum alles, was sein – man darf annehmen – noch relativ junges Leben an enttäuschenden Liebschaften, Verlust und unerfüllten Sehnsüchten zu bieten hat. Dennoch, so viel sei vorweggenommen, den Glauben an die wahre Liebe hat der maskierte Barde noch nicht verloren. Auf ‚Pony‘ nimmt er uns nämlich auch und vor allem mit auf seine Suche nach einem Quäntchen Glück.

Kaum ein Genre eignet sich dafür besser als Country. Peck hält es, musikalisch gesehen, mit einer recht traditionellen Auslegung desselben. Das sollte niemanden abschrecken, denn auch wenn die Rede davon ist, dass es Rosen für einen geliebten Menschen regnet, oder er vor Liebeskummer sterben will, gleitet Peck doch mit keinem der 12 Songs des Albums in Kitsch ab. Eher hat er das Zeug zum Klassiker – einem mit queeren Outlaw-Image freilich, der konservative Geschlechter- oder Beziehungsbilder auf den Kopf stellt.

Nicht nur ‚Winds Change‘ klingt wie von einem bescheiden gewordenen Elvis intoniert. Was es hier allerdings nicht gibt, ist Glamour. Stattdessen müssen wir viel Schmerz aushalten. Zumeist sparsam instrumentalisiert, sind die Songs auf Pecks samtiger, voller Stimme aufgebaut. Die spricht zu uns wunderbar klar und erzählt eine um die andere traurige Geschichte, die uns eintauchen lassen in die verborgene Welt eines Außenseiter-Daseins. Im Video zu ‚Dead Of Night‘ wurde auch visuell umgesetzt, was die Stories auf ‚Pony‘ und Pecks ganze Künstlerpersönlichkeit ausmachen: Als maskierter Cowboy durchstreift er die Unterwelt auf der Suche nach etwas, das seine Einsamkeit mildert.

Liebe ist das, im Idealfall. Peck ist fähig und willig zu ganz starken Gefühlen, was einer selbstzerstörerischen Tendenz nicht enbehrt: ‚You know darling, you bring out the worst in me. Sometimes, when I’m around you, I feel like pure evil. I guess they say nobody’s perfect, but they’ve never met a devil like you.‘ Wenn ein Hoffnungsschimmer, ein wenig Glück aufleuchtet, braust der Cowboy wiederum in Euphorie auf. Eine Idee davon bekommen wir im getriebenen ‚Buffalo Run‘, das zwischen all den getragenen Tunes plötzlich in die Höhe schießt und sich in einem fast frenetischen Ende entlädt. Das Album ist durchzogen von einem absoluten Willen zum Pathos (‚You crossed my heart, now I hope to die.‘). Hält man die Welt für so verkommen, wie es das Eingangszitat bekundet, ist das vermutlich der einzige Weg, seine Hoffnung zu bewahren und unverdrossen auf seinem Weg weiterzuziehen. Und endlich sein Glück zu finden.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar