PLATTENBAU – Net Prophet
Vier Musiker aus drei Ländern (in Waliser, ein Amerikaner und ein Schwede) bilden im ehemaligen Ost-Berlin die Formation Plattenbau, die jetzt ihr neues, drittes Album „Net Prophet“ (Dedstrange) vorstellt. Die musikalischen Wurzeln der Band liegen zwischen Blues, Rock und Country, aber auch im Punk, in der Elektronik, beim Avantgarde und im Wave- und Noiserock. Die Welt am Abgrund hat „Net Prophet“ inspiriert, drohender Ökozid, gewalttätige soziale Umwälzungen.
Von den ersten drei erwähnten Wurzeln sind nur noch wenige vorhanden, das Ganze geht jetzt absolut zielstrebig in die Richtung Elektronik, Noise und Wave. Gothic trifft Post-Punk, Plattenbau Ästhetik, Elektronische Anteile, irgendwie Darkwave, Synthies, post-punkige Gitarren und Bässe, monotoner Gesang, sich wiederholende Elemente. Eine wilde, dunkle Mischung, ein wenig Joy Division mag da drin stecken, ganz viel Experimente und ein wenig Avantgarde. Im Intro ‚Lichtenberg Monologue‘ die verwirrte Telefonstimme „Hallo? Ich kann Sie nicht hören!“ über monotonen Elektroklängen direkt aus den 80ern. Überraschend, überraschend tanzbar, überraschend nders. „Hallo? Ich verstehe Sie nicht!“ Müssen Sie auch nicht, hier geht es um das Heraufbeschwören einer fast vergessenen Zeit, ohne dabei den Bezug zur Gegenwart zu verlieren. Dramatik irgendwo in der Nähe von Genrehelden wie New Order, wobei hin und wieder auch ein wenig The Cure durch den schwarzen Nebel wabert.
Das sind große Vorbilder, aber dieser Plattenbau ist stabil gebaut und zerbricht nicht an diesen hohen Zielen, sondern wächst immer weiter, wird quasi erweitert mit dunklen Beats und wavigen Sounds, überwiegend pessimistischen Texten und vielen kantigen Überraschungen. Hin und wieder monoton? Ja, aber sicher doch! Langweilig? Nein! Da wird der Bass durch den Flanger geschickt wie damals, da werden die Vocals dramatisiert, da verschmelzen Punk und Wave, schwirren Indie-Vibes über den Gothic-Dancefloor, pulsieren die Schwarzlichter und brechen gesampelte Sprachfetzen immer wieder durch die dunklen Melodienwände. Ja, bitte Einzug in diesen Plattenbau beantragen!
Note: 2
