Plastic Drama
Wer gern selbst mal nachprüfen will, ob Belako – ein Viertel der Stadt Mungia – tatsächlich so aufregend ist, dass es als Bandname adaptiert eine spezielle Ehrung verdient, der muss sich wohl noch eine Weile gedulden. Corona will es, dass das Baskenland ebenso wie ganz Spanien als Risikogebiet gilt und sich Reisen dorthin derzeit nicht empfehlen. Andersrum dürften die Einschränkungen auch besagte Band hart treffen, denn Touren und Live-Konzerte sind des musikalischen Vierers täglich Brot.
Auch die Veröffentlichung ihres vierten Albums „Plastic Drama“ (BMG/Warner) wurde hinsichtlich der Pandemie vom Mai auf August verschoben. Ob jetzt ein günstigerer Zeitpunkt ist, sei dahingestellt. Ein Ereignis ist es für die Band allemal, ist es doch ihr erstes Album bei einem Majorlabel. Die großen Ambitionen von Belako springen einem aus dem begleitenden PR-Material samt Bildern förmlich entgegen. Die Latte der namhaften Bands und Festivals, mit und auf denen die ausgewiesene Post-Punk-Band schon gespielt hat, ist lang.
Um Punk geht es hier allerdings nur als nützliche, aber ausgelutschte Genreschublade, die mit dem obligatorischen Präfix Post- alle sich für hip und alternativ Haltenden anlocken soll.Will man den Verlautbarungen glauben, geht’s bei Belako-Konzerten auf der Bühne ordentlich ab. Fair enough, die Musik von „Plastic Drama“ hat stellenweise sogar das Potential dazu. Die übersteuerten und avantgardistischen Parts von „The Craft“, „All Nerve“ oder „AKLR“ sind Lichtblicke auf dem ansonsten sehr inkohärenten Album, bei dem auch die Dramaturgie nicht wirklich nachvollziehbar ist. Warum gerade das mäßig motivierte „Tie Me Up“ als Opener gewählt wurde, ist einfach ein Rätsel. Besonders der Gesang wirkt hier fast gelangweilt; andere Stücke wie etwa der Titelsong muten dann wieder geradezu exotisch an.
So bunt zusammengewürfelt bleibt am Ende unklar, was uns Belako mit dem Album sagen, welche Stimmung sie vermitteln wollen. Vielleicht sollten sie beim nächsten Mal auf die Eigenproduktion verzichten und sich von ihren Majorlabel-Gagen einen patenten Produzenten anheuern. „Plastic Drama“ ist nicht uninteressant, aber sehr unentschlossen.